Buchkritik: Emma Cline und "Daddy"

Buchkritik: Emma Cline und "Daddy"
Zehn Kurzgeschichten, in denen das Leben ein ständiges Zurückweichen vom Rand ist

Mit „The Girls“ hatte die Kalifornierin Emma Cline 2016 einen sensationellen Debütroman. Sie schaute sich die Frauen um Sektenführer Charles Mason an, die sich eingebildet hatten, in einer heilen Familie zu leben. Da gab es zwar einiges zu kauen. Aber man wusste immer, wo Emma Cline hin wollte.

Unausgesprochen

Bei ihren zehn gesammelten Kurzgeschichten, zum Teil zuerst im New Yorker und in der Paris Review veröffentlicht, ist das anders. Sie sind unberechenbarer. Lassen sich nicht so leicht einfangen. Nicht etikettieren. Man staunt: Was ist denn los? Das ist sehr gut so. Das Unausgesprochene in „Daddy“ ist laut genug – wenn man es hören will..

Es sind Versuche von Frauen, Grenzen zu überschreiten. Versuche von alt gewordenen Männern, nicht von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden.

Emma Clines Menschen leben, indem sie ständig vom äußeren Rand zurückweichen. Aber sie leben noch.

 

Emma Cline:
„Daddy“
Übersetzt von
Nikolaus Stingl.
Hanser Verlag.
256 Seiten.
22,95 Euro

KURIER-Wertung: ****

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