Buchkritik: Deborah Levy und "Der Mann, der alles sah"

Buchkritik: Deborah Levy und "Der Mann, der alles sah"
Ein Männerleben inklusive Problem, unverletzt über die Straße zu kommen

Am Ende sind seine Bekannten versammelt und passen auf, dass er es diesmal schafft, den Zebrastreifen auf der Abbey Road in London – berühmtes Cover der letzten gemeinsamen Beatles-Platte – zu überqueren, ohne von einem Auto angefahren zu werden.

Verspielt und schwer

Zwei Mal hat es der selbstverliebte Historiker Saul Adler nicht geschafft, 1988 wurde er leicht verletzt, 2016 lebensgefährlich. Und dazwischen? Hat „Der Mann, der alles sah“ nichts klar gesehen und nichts verstanden. Ein Männerleben. Auch seine sexuelle Identität erkannte er nicht. Wer glaubt, eine leichte, verspielte Geschichte vor sich zu haben, hat zwar recht.

Aber die Südafrikanerin Deborah Levy (Foto oben), zum dritten Mal im Finale um den wichtigsten britischen Literaturpreis, gibt den wenigen Romanseiten eine Bedeutung, die schwer wiegt: Man kann nicht einmal sich selbst trauen. Wie bei einer Oblatentorte mit verschiedenen Schichten dringt man zu Varianten der Wahrheit vor.


Deborah Levy: „Der Mann, der
alles sah“
Übersetzt von
Reinhild Böhnke.
Kampa Verlag.
288 Seiten.
23,70 Euro

KURIER-Wertung: ****

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