Buchkritik: Bernhard Aichners unbeschreibliche "Dunkelkammer"

Buchkritik: Bernhard Aichners unbeschreibliche "Dunkelkammer"
Die neue Serie des Osttiroler Bestsellerautors über einen Pressefotografen kommt heuer gleich mit zwei Romanen

Man kann 100 Mal lästern, er soll nicht so schnell sein. Es laufen genug Leser mit. Es sind viele, die dieses hohe Tempo mögen. Jeder Satz in einer Zeile, auf wundersame Weise erhöht es die Atemfrequenz.

Eine Leiche liegt in Innsbruck in einem Einfamilienhaus. 21 Jahre liegt sie dort. Die Leiche hat keinen Kopf. Sie ist mumifiziert.

Es handelt sich um eine deutsche Millionärin. Ihre Familie hat Hunderte Häuser als unbewohnte Wertanlage, allein in Tirol 40. Deshalb schaute niemand nach. Das Haus in Innsbruck war ihr Liebesnest.

Der Pressefotograf Bronski erfährt noch vor der Polizei von der Entdeckung. Bronski ist in der Berliner Zeitungsbranche bekannt. Er verkauft die Fotos der Toten um viel Geld. (Seltsam, welche Zeitung würde denn derartige Bilder bringen?)

Babyfoto

Weiter, schnell weiter. Nicht nachdenken. Nur ja nicht nachdenken!

Wie das bei Millionärinnen, die seit 21 Jahren tot in ihrem Haus liegen, so ist, hatte sie in der Handtasche ein Babyfoto – von einem Baby, das vor 21 Jahren entführt worden war.

Und, du glaubst es nicht, das Leben ist ja so unglaublich, es ist ausgerechnet das Kind des Fotografen Bronski!

Bronski ist seit der Entführung ungut, verschlossen, – um nicht zu sagen: tot ist er. Aber jetzt wacht er auf, und mithilfe seiner Schwester, einer Privatdetektivin, und einer Kulturredakteurin beginnt er mit der Suche nach der Tochter. Vielleicht lebt sie noch. „Dunkelkammer“ ist spannend, keine Frage.

Der Osttiroler Bestsellerautor Bernhard Aichner arbeitete selbst als Pressefotograf, auch für den KURIER war er im Einsatz. Als Spezialist für Thriller beherrscht er den Ratatatazackzack-Stil großartig, schon die „Totenfrau“-Trilogie war ein Hetzen von Sarg zu Sarg.

Diesmal zeigt uns Aichner selbst die Grenze dieser Literatur. Zitat, Seite 179:

„Es war still im Schlafzimmer.

Nur das Klicken der Kamera war zu hören.

Unbeschreibliche Momente waren es.“

Unbeschreiblich?

Kann’s für einen Schriftsteller niemals geben. Er muss sich halt Zeit nehmen fürs Beschreiben.

Der zweite Band der Serie wird „Gegenlicht“ heißen und schon, zackzack, im Sommer erscheinen.


Bernhard
Aichner:

„Dunkelkammer“
btb.
352 Seiten.
17,50 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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