Barack Obama, der Krimiheld: So kalt wie Gurkensaft
Bill Clinton hat einen Thriller über sich selbst geschrieben, in „The President is Missing“ jagt er einen Verräter – das heißt: vor allem James Patterson, sein Co-Autor, hat geschrieben – das heißt: einer von Pattersons sieben Mitarbeitern hat geschrieben. Ganz schlechtes Zeug.
Barack Obama hat freundlicherweise keinen Thriller (mit)geschrieben.
Aber er ist die zweite Hauptfigur in „Hope Never Dies“ von Andrew Shaffer.
Teufelsachsel
Den großen Unterschied merkt man sofort:
Clinton/Patterson klingt nach Schulaufsatz: Der ehemalige Präsident fühlt sich „wie ein Kind im Bonbonladen“, sein politischer Gegner fühlt sich „wie ein Collegestudent an seinem 21. Geburtstag“. So spürt man als Leser – nichts.
In Shaffers Obama-Krimi hingegen ist es draußen „schwülwarm wie unter der Achsel des Teufels“. So etwas wirkt; man schwitzt.
Zusammenfassend: „Hope Never Dies“ ist schwer in Ordnung. Eine professionelle Mischung aus Humor und Spannung.
Die erste Hauptrolle hat Obamas ehemaliger Vize Joe Biden. Er ist der Ich-Erzähler.
Biden fuhr (tatsächlich) täglich als Senator mit der Eisenbahn von seinem Haus in Delaware nach Washington, ein Schaffner wurde sein Freund. Mit dessen Tod, von der Polizei als Unfall eines Heroinsüchtigen abgetan, beginnen die Ermittlungen von Biden/Obama.
Seit Trump (im Buch: derjenige mit den kurzen Fingern) ist den Freunden sowieso etwas langweilig.
Obama ist logischerweise der Coole, als kalt wie Gurkensaft bezeichnet er sich selbst. Während sich Biden erfolgreich abstrudelt und Schläge einstecken muss (und sogar eine Kugel), spielt er lässig mit Buben auf der Straße Basketball.
Joe Biden überlegt, als Tarnung ein Kapperl mit der „unauffälligen“ Aufschrift zu tragen: Küss meinen Barsch. Darunter das Bild eines Flussbarsches mit offenem Maul.
Zwischendurch braucht er heiße Milch und gefrorene Brokkoli zur Kühlung seiner blauen Flecken. Was braucht Obama? Er braucht nur fünf Minuten, damit ein Atheist mit Inbrunst Kirchenlieder singt.
In den USA erschien der Roman schon 2018, am Ende überlegt Biden, noch einmal im Leben durchzustarten.
Er meint: Joggen will er künftig.
Mittlerweile weiß man, der 77-Jährige will mehr, nämlich den mit den kurzen Fingern als US-Präsident ablösen.
Andrew
Shaffer: „Hope Never Dies“
Übersetzt von
Eva Bonne.
Droemer Verlag.
320 Seiten.
15,50 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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