Arabische Literatur, ganz trocken

Arabische Literatur, ganz trocken
Shahla Ujayli und "Unser Haus dem Himmel so nah": Kleine Katastrophen sind ganz unmöglich

Arabische Literatur, die nicht bunt ist, nicht blumig. Eher zu trocken. Der Roman will die ganze Welt von Syrien aus umklammern. Vom alten Syrien, in dem alles blühte. Und vom Syrien im Bürgerkrieg.

Eine Frau ist Erzählerin, die nach Jordanien auswanderte. Die einen Palästinenser zum Freund hat. Der nächste Krieg. Sie kennt eine Vietnamesin, die sich nach ihrem Opa sehnt. Wieder Krieg. Sie kennt einen bosnischer Serben. Noch ein Krieg.

Nichtschwimmer

Nun macht Autorin Shahla Ujayli aus Syrien - sie lehrt arabische Literatur, Foto oben - etwas Mutiges: Ihre "Heldin" hat Krebs, das läuft neben den „großen“ Katastrophen ab, und es passiert, dass ihr die Geschehnisse in Syrien deshalb egal sind. Darf das sein?

Muss sein. Sonst wäre es gelogen. Beim Lesen fällt jener Vater ein – Nichtschwimmer, der im tiefer werdenden Hotelpool unterging und sich beim Überlebenskampf an der kleinen Tochter im Schwimmreifen festzuhalten versuchte. Er drückte sie in seinem Kampf unter Wasser (und liebt sie doch sehr).

 

Shahla Ujayli:
„Unser Haus dem Himmel
so nah“
Übersetzt von Christine Battermann.
Kupido Verlag.
320 Seiten.
30,95 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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