Martin Suter über "Schweini", der Barilla-Nudeln probieren wollte

Martin Suter über "Schweini", der Barilla-Nudeln probieren wollte
Die „literarische Biografie“ des Ex-Fußballstars, geschrieben vom Schweizer Bestsellerautor Martin Suter

Ein kleiner blonder Bub läuft Richtung Tor. Vielleicht wundert er sich, dass ihn kein Gegenspieler daran hindert. Der Tormann tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. Der Ball wird über die Torlinie geschossen.

Alles lacht. Dann lacht auch der Torschütze.

Es war das eigene Tor.

Diese Episode ist eine der wenigen Niederlagen im bisherigen Leben des einstigen Fußballstars Bastian Schweinsteiger. 17 Jahre war er beim FC Bayern, zuerst im Sturm, später im defensiven Mittelfeld.

Der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter hat, von Schweinsteiger darum gebeten, dessen Romanbiografie geschrieben. Das überrascht einerseits.

Andererseits hat sich Suter schon mit Seltsamerem beschäftigt, mit einem winzigen rosaroten Elefanten etwa. Mit seiner Krimifigur Allmen, dem verarmten Adeligen, war es fast peinlich, wie er sich dem breiten Geschmack ausgeliefert hat.

Mit seiner eleganten Sprache kann der mittlerweile 73-Jährige vieles erträglicher machen. Aber nicht alles.

Identisch

Dass der kleine Basti die Mama bittet, Nudeln von Barilla zu kaufen, ist selbst für die Neugierigsten zu viel des Guten. Und wenn er sich, dann schon „Schweini“ genannt, die Zehennägel schwarz lackieren lässt, hilft Grüner Tee als Muntermacher.

„Schweini“ nannten ihn die Fußballkollegen, den Basti war schon vom älteren Bastian Deisler besetzt

Am „Was“ habe er nichts geändert, erklärt Martin Suter, nur am „Wie“.

Man hört: Es hat Bastian Schweinsteiger „sehr berührt, mein Leben wiederzuerkennen.“ Die Romanfigur sei mit ihm identisch.

Suter erzählt nicht durchgehend, er splittert und baut manchmal parallel die Biografie von Ehefrau Ana Ivanović, früher Tennisspielerin und im Jahr 2008 Weltranglistenerste. Dank ihrer Geschichte verlässt das Buch die Oberfläche.

Es gibt aber schon auch humorige Höhepunkte in „Einer von euch“: Die Stillosigkeit von Bayern-Trainer Felix Magath etwa: Er bestellte Spieler zur Aussprache ins Büro und rührte dann endlos und wortlos seinen Tee um.

Und Angela Merkel: Schweinsteiger saß bei einem Match Deutschland – Österreich neben der Kanzlerin auf der Tribüne. Dreht sie sich zu ihm und sagt: „Wir sollten mehr über links spielen.“

Sie hatte recht.


Martin Suter:
„Einer von euch“
Diogenes Verlag.
384 Seiten.
22,95 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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