Adelheid Duvanel: Alle 251 Erzählungen in einem Buch

Adelheid Duvanel: Alle 251 Erzählungen in einem Buch
Die Miniaturen der Schweizerin sind Beweis, dass unsere Zeit zu klein fürs Paradies ist

Wenn schon das Leben nur ein Windhauch ist – was sind die Kürzestgeschichten der Schweizerin Adelheid Duvanel (1936 – 1996)? Nach einem starken Eröffnungssatz verschwinden sie schnell – etwa nach dem Anfang: „Der magere Jochen möchte Isländer sein; er stellt sich vor, dass er dann das Recht hätte, zu schweigen und zu fischen.“

Suppentopf

Es waren Außenseiter, über die sie schrieb, oft Frauen und Kinder. Sie bleiben fern. Man wird nicht viel über sie erfahren. Aber gerade genug, um nach Ende der Miniatur (also nach zwei, drei Seiten) innezuhalten. Wieso wurde Jochens Freundin Veronika als Kind im Suppentopf gekocht, geschält? Danach hat sie ein Rabe aufgefressen, deshalb hat sie Rabenaugen und Rabenhaar. Jonas wird bei ihr bleiben.

Zarte Zwischenräume werden Dichtung. Glück wird es nicht geben. „Die Zeit ist zu klein, um sich darin ein Paradies vorzustellen.“ Erstmals stehen alle 251 Erzählungen Duvanels in einem Buch.


Adelheid
Duvanel:
„Fern
von hier“
Herausgegeben von Elsbeth Dangel-Pelloquin.
Essay von Friederike Kretzen.
Limmat Verlag.
540 Seiten.
40,90 Euro

KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern

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