"Brokeback Mountain" als Oper in Madrid

Zwei Männer liegen zusammen in einem Bett, ein Cowboyhut ist im Hintergrund zu sehen.
Das Liebesdrama um zwei schwule Cowboys wird am Dienstag in Gerard Mortiers Teatro Real uraufgeführt.

Von der Kurzgeschichte zum Oscar-Film und nun zur Oper: "Brokeback Mountain", das Liebesdrama zweier homosexueller Cowboys in den USA, kommt in Madrid als Oper auf die Bühne. Die Idee für die Premiere am Dienstag im Teatro Real, hatte der US-Komponist Charles Wuorinen bereits vor mehreren Jahren. Von den Plänen des 75-jährigen Musikers erfuhr Opernintendant Gerard Mortier aus der Zeitung.

Der Belgier, der damals einen Vertrag bei der New Yorker Oper in der Tasche hatte, war von dem Vorhaben sogleich angetan. Das Projekt drohte aber zu scheitern, weil Mortier auf seinen Posten in New York wegen drastischer Etatkürzungen verzichtete. Der frühere Intendant der Salzburger Festspiele ließ von der Idee jedoch nicht ab. Er nahm sie mit nach Madrid, wo er als künstlerischer Leiter des Teatro Real verpflichtet wurde.

Provokatives Erbe

Mortier machte "Brokeback Mountain" zu einem Kernstück seines Vorhabens, das bis dahin international unbedeutende Opernhaus der spanischen Hauptstadt an die europäische Spitze heranzuführen. "Die Oper ist das provokative Erbe Mortiers", meinte die Zeitung La Razon. Der an Krebs leidende Mortier wurde im Herbst als künstlerischer Direktor abgelöst und amtiert jetzt nur noch als Berater des Opernhauses.

Die Oper ist keineswegs nur eine umgewandelte Version des Hollywoodstreifens von Ang Lee. "Die Oper ist anders als der Film", meinte die 78-jährige US-Autorin Annie Proulx, die die Kurzgeschichte über die schwulen Cowboys verfasst hatte und auch das Libretto für die Oper schrieb. "Der Film war eher romantischer Natur, die Oper ist es nicht", sagte die Pulitzer-Preisträgerin spanischen Medien. "Die Oper ist finsterer und stellt die emotionalen Spannungen stärker heraus."

Bilder aus der Oper "Brokeback Mountain"

Schattenrisse zweier Personen interagieren hinter einem hell erleuchteten Tuch.

Eine Bühnenszene mit drei Personen in Cowboyhüten vor einer Bergkulisse.

Zwei Männer in Hemden und Jeans stehen sich auf einer Bühne gegenüber.

Eine Frau und ein Mann im Cowboyhut betrachten Spielzeugtraktoren.

Zwei Männer umarmen sich, einer trägt einen Cowboyhut.

Zwei Männer in Jeansjacken stehen vor einem Lagerfeuer.

Ein Mann am Lagerfeuer vor einer Bergkulisse und Zelten.

Ein Mann in Jeans und Hemd steht vor einer Bergkulisse.

Ein Mann mit Cowboyhut, Jeansjacke und Cowboystiefeln steht auf einer Bühne.

Ein Mann in Jeansjacke umarmt einen am Boden liegenden Mann.

Auf einer Bühne sitzt ein Mann neben einer Waschmaschine, während eine Frau mit verschränkten Armen steht.

Zwei Männer liegen zusammen in einem Bett, ein Cowboyhut ist im Hintergrund zu sehen.

Zwei Männer liegen in einem Bett, ein Cowboyhut und ein Telefon sind im Hintergrund zu sehen.

Zwei Männer liegen zusammen auf einem Bett.

Eine Frau in einem gelben Kleid schreit einen Mann an, während es schneit.

Zwei Männer mit Cowboyhüten umarmen sich.

Szene aus einem Theaterstück mit drei Schauspielern in einem spartanischen Raum.

Auf einer Bühne zündet eine Person neben Zelten ein Lagerfeuer vor einer Projektion einer Schafherde an.

Auch die Bergwelt im US-Bundesstaat Wyoming, in der das Liebesdrama spielt, erscheint in der Oper weniger idyllisch als im Film. "Die Oper zeigt nicht die glänzende Berglandschaft der Hollywoodproduktion, sondern etwas Schroffes, Raues und Gefährliches", erläutert der Schweizer Dirigent Titus Engel im Programm des Teatro Real. Die Berge werden in der Oper auf eine Leinwand projiziert.

Explizite Liebesszenen

Mortier warnt jedoch vor falschen Erwartungen. "Niemand soll glauben, Anspielungen von Country-Musik zu hören zu bekommen", sagte der Belgier dem Magazin El Cultural. Die Liebesszenen werden in der Oper zum Teil expliziter dargestellt als im Film. Die Cowboys Jack Twist (dargestellt vom US-Tenor Tom Randle) und Ennis del Mar (gespielt vom kanadischen Bassbariton Daniel Okulitch) umarmen sich, küssen sich und liegen in einer Szene halbnackt auf einem Bett.

"Im Grunde handelt die Oper aber nicht von Homosexualität und auch nicht von Homophobie", betonte die Autorin Proulx in der Zeitung El Mundo. "Es geht um das menschliche Bedürfnis nach Liebe." Ivo van Hove, der die Regie führt, sieht in dieser Hinsicht eine Parallele zu "Tristan und Isolde", die in Madrid derzeit ebenfalls auf dem Programm steht. "Beide Opern handeln von einer unmöglichen sexuellen Liebe, die nur außerhalb der 'normalen' Gesellschaft erlebt werden kann", sagte der Belgier. "Darin liegt für mich das gesellschaftliche Interesse von 'Brokeback Mountain'." Die Oper wird in Madrid bis zum 11. Februar an acht Abenden aufgeführt.

(Von Hubert Kahl und Sara Barderas/dpa)

Infos: Teatro Real

Kommentare