Britischer Regisseur Alan Parker ist tot
Der britische Regisseur Alan Parker ist tot. Er sei nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben, zitierte die Nachrichtenagentur PA am Freitag eine Sprecherin aus dessen Umfeld. Parker führte unter anderem bei Filmen wie "Midnight Express", "Bugsy Malone", "Mississippi Burning" oder "Evita" Regie.
Geboren wurde Alan Parker am Valentinstag 1944, während die deutsche Luftwaffe London bombardierte. Mit einer Schneiderin als Mutter und einem Maler als Vater wuchs er in einer Sozialwohnung im damaligen Arbeiterviertel Islington auf. "Jeder, den ich kannte, wollte in einer Band sein, um dieser Welt zu entfliehen", erzählte Parker später dem "Guardian".
Er besuchte als erstes Kind in seinem Wohnblock ein Gymnasium und arbeitete sich hoch - erst als Laufbursche in der Poststelle einer Werbeagentur, dann als Texter. Das habe ihn von seinen Eltern entfremdet, bedauerte er einmal im "Independent": "Es geht nicht darum, jemanden nicht zu lieben, es ist nur so, dass du nicht mehr Teil seiner Welt bist."
Der Keller der Werbeagentur stand leer, Parker nutzte ihn, um mit Film zu experimentieren. Er gründete zusammen mit dem Produzenten Alan Marshall eine Firma und drehte in den 70er Jahren Hunderte von Werbeclips - das war seine Filmschule. Denn Parker wollte unbedingt Filme drehen. Sein Vorbild waren Ken Loach und dessen Sozialdramen. Schon als Texter schrieb Parker Drehbücher, die BBC habe alle abgelehnt: "Wir wurden in dieser Welt nicht akzeptiert", erklärte Parker dem "Telegraph". Der Sender sei damals voller Absolventen von Elite-Universitäten gewesen.
"Bugsy Malone"
Seinen ersten Kinofilm finanzierte er, indem er eine Hypothek auf sein Haus aufnahm - heraus kam das Filmmusical "Bugsy Malone" (1976) mit Kindern als Darstellern, darunter Jodie Foster. Das Drehbuch der Gangsterparodie basierte auf den Geschichten, die Parker seinen vier Kindern auf langen Autofahrten erzählte. Für Parker war es die Möglichkeit, um als Quereinsteiger in Hollywood zu landen. Und es war der Beginn einer lebenslangen Konkurrenz mit dem anderen britischen Werbefilmer und Hollywood-Regisseur, Ridley Scott.
Als nächstes machte er etwas völlig anderes: das Gefängnis-Drama "Midnight Express" nach einer wahren Geschichte. Auch Film und Regie wurden für Oscars nominiert; doch nur Oliver Stone gewann einen für die Drehbuchadaption und Giorgio Moroder einen für die Filmmusik. Es folgten so unterschiedliche Werke wie "Birdy" mit Matthew Modine und Nicolas Cage über die Folgen des Vietnamkriegs, "Pink Floyd - The Wall", "Evita" und "Die Asche meiner Mutter".
Und natürlich "Fame" (1980) über das harte Auswahlverfahren und Studium an einer New Yorker Akademie für darstellende Künste. "Fame" sei ein ironischer Titel. Diese Leute seien verzweifelt auf der Suche nach Berühmtheit und Erfolg, sagte Parker später dem "Independent". "Es geht darum, wie man durch die Jagd nach diesem Erfolg Schaden nehmen kann." Besonders gern erinnert er sich an "The Commitments" über einen jungen Musiker, der mit Freunden aus der Arbeiterklasse in Dublin eine Soul-Band gründet. "Wenn Sie Musik filmen, gibt das allen Auftrieb", sagte Parker dem "Guardian".
Ruhestand
Alan Parker war auch abseits des Filmdrehens kreativ, schrieb Romane und Essays über das Making-Of all seiner Filme, zeichnete Cartoons und hat einen dicken Packen bisher unverfilmter Drehbücher in der Schublade. Vor einigen Jahren überraschte er die Filmwelt, als er seinen Rückzug in den Ruhestand ankündigte. "Regisseure verbessern sich nicht im Alter", sagte er. " Sie wiederholen sich, und obwohl es Ausnahmen gibt, wird ihre Arbeit im Allgemeinen nicht besser."
Stattdessen griff Parker zu Pinsel und Farbe: "Es war erfrischend, selbst kreativ zu sein, ohne die Hilfe von 100 anderen Menschen", sagte er dem "Guardian". "Ich kann ehrlich sagen, dass die letzten Jahre, seit ich mich ganz auf das Malen konzentriert habe, die schönsten meines Lebens waren."
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