Bregenzer Festspiele gehen mit "La traviata" und Singalong in ihr 80. Jahr

Eine Frau (Lilli Paasikivi) mit Mikrofon spricht mit einem Mann (Damiano Michieletto), der auf einem großen Bildschirm per Videoanruf zu sehen ist.
Erstmals wird Giuseppe Verdis "La traviata" auf der Seebühne gespielt, Leos Janaceks "Ausflüge des Herrn Broucek" kommt ins Festspielhaus. Burgtheater kann doch gastieren.

Mit Giuseppe Verdis Oper "La traviata" auf der Seebühne und Leoš Janáčeks gesellschaftskritischer Oper "Die Ausflüge des Herrn Broucek" gehen die Bregenzer Festspiele 2026 in ihren 80. Sommer. Gefeiert wird das Jubiläum auch bei einem "Singalong am See" am 1. August, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Die Festspiele verkörperten eine Idee, die aktueller sei denn je, so Intendantin Lilli Paasikivi bei der Programmpräsentation: Kunst ist für alle da.

Das zeige sich nicht zuletzt auch darin, dass der Preis für die günstigsten Tickets auf der Seebühne mit 30 Euro seit zehn Jahren unverändert sei, und das auch in wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeiten, wie der Kaufmännische Direktor Michael Diem beschrieb: So hätten die Festspiele 2024 zwar ihre höchsten Umsätze verbucht, zugleich aber wegen Kostenanstiegen von bis zu 30 Prozent Verlust gemacht. Diesen Anstieg könne man nicht auf die Kartenpreise umlegen. Zudem wurden im Frühjahr bereits zugesagte Subventionen von je 2,1 Millionen Euro für 2025 und 2026 gestrichen.

"Sehr hilfreich" sei da der Start des Kartenvorverkaufs im Herbst gewesen, sagte Diem, bei dem die Festspiele "regelrecht überrannt" worden seien. Innerhalb von sechs Wochen war gut die Hälfte der Karten für 26 Aufführungen von "La traviata" gebucht, zwei zusätzliche Aufführungen im August wurden bereits in den Verkauf gegeben.

Oper für alle auf der Seebühne

Der Opernklassiker "La traviata", der im kommenden Sommer erstmals auf der Seebühne gespielt wird, gilt als eines der beliebtesten Werke der Operngeschichte und wird in Bregenz von Regisseur Damiano Michieletto in die Goldenen Zwanziger verlegt. Diese Zeit zwischen Glanz, Exzess und innerer Leere passe genau zur Hauptfigur Violetta, sagte Michieletto, der bei der Programmpräsentation per Video zugeschaltet war. Premiere der Seeoper ist am 22. Juli, am Pult der Wiener Symphoniker geben Kirill Karabits und Pietro Rizzo ihr Festspieldebüt am Bodensee.

Er habe immer davon geträumt, auf der Bregenzer Seebühne zu inszenieren, sagte Michieletto. Für ihn sei Oper nie "eine Sprache für Eliten" gewesen, sondern für alle - womit er genau zu Bregenz passe, wie Festspielpräsident Hans-Peter Metzler einwarf. Die Bregenzer Festspiele kombinierten Regionalität mit internationaler Ausstrahlung, "wir sind ein sehr bodenständiges Festival", sagte er.

Kritische Oper voll Witz und Fantasie im Festspielhaus

Lilli Paasikivi, deren erstes Ganzjahresprogramm 2026 ansteht, sagte, die Bregenzer Festspiele verkörperten seit ihrer Gründung 1946 etwas, was heute aktueller sei denn je: "Kunst ist für alle da". Der Geist der Kooperation ziehe sich durch alle Bereiche der Festspiele, und davon lebten diese. "Wir verfolgen ein Ziel: gemeinsam zu schaffen, einander zu inspirieren und uns der Leidenschaft hinzugeben, die die Kunst in uns allen entfacht", sagte sie.

Auf der Bühne im Festspielhaus gibt es 2026 mit "Die Ausflüge des Herrn Broucek" (Premiere: 23. Juli) ein selten gespieltes Werk des tschechischen Komponisten Leoš Janáček, das Yuval Sharon als dadaistisch inspirierte Satire auf moralische Bequemlichkeit und die Unfähigkeit, aus der Geschichte zu lernen, inszeniert. Matej Broucek, der eigentlich am liebsten einfach seine Ruhe will, wird auf den Mond geschleudert, dann wird er zum Zeitreisenden - lernt aber rein gar nichts aus seinen Abenteuern.

Auf der Werkstattbühne werden kommenden Sommer zwei Musiktheateruraufführungen geboten: "Passion of the Common Man" von Daniel Bjarnason und "YUM!" von Wen Liu beschäftigen sich mit der Zerrissenheit zwischen Technologie und Emotion. Gaetano Donizettis "L'elisir d'amore" auf der Bühne des Kornmarkttheaters spielt unter Regisseurin Anna Kelo in einer amerikanischen Highschool, dargeboten von den jungen Sängern des Opernstudios.

Burgtheater spielt "Der eingebildete Kranke"

Einen Lichtblick in Zeiten der Subventionskürzungen gibt es in der Schauspielsparte der Festspiele: Durch eine Sonderunterstützung des Kulturministeriums zum 80-jährigen Jubiläum in Höhe von 200.000 Euro wird doch ein Gastspiel des Burgtheaters ermöglicht. Ab 24. Juli gastiert das Ensemble aus Wien mit Molieres "Der eingebildete Kranke" (Regie: Stefan Bachmann) in Bregenz. Im Theater Kosmos wird am 12. August "under the influence" von Natalie Baudy uraufgeführt.

Internationale Spitzendirigenten sind bei den Orchesterkonzerten zu erleben. Unter der Leitung von Dalia Stasevska, Eva Ollikainen, Petr Popelka und Leo McFall spielen die Wiener Symphoniker und das Symphonieorchester Vorarlberg Werke von Saariaho, Sibelius, Ravel, Dvořák, Elgar und anderen. Das Klavierrecital "Bach Nirvana" mit der Pianistin Angela Hewitt auf der Werkstattbühne, ein Chansonabend mit Anne Sofie von Otter und ein Bach-Konzert mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks in der Pfarrkirche St. Gallus runden das Programm ab.

Für die jungen Festspielfreunde gibt es neben Opern-Workshop, dem Fest des Kindes und der Young People's Night das Konzert "MähTropolis" über drei Schafe auf der Suche nach Freiheit.

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