Diese Innigkeit setzte sich bei Smetana fort. Bychkov generierte mit dem satten, weichen Klang seines Orchesters ein musikalisches Epos, ließ die Wogen der „Moldau“ sanft fließen und setzte auf einen versöhnlichen Ausklang. Beim anschließenden Gespräch mit Musikvereins-Intendant Stephan Pauly fand der in St. Petersburg geborene Dirigent deutliche Worte gegen den Krieg. Es gäbe Momente, wo Schweigen Zustimmung bedeute, so Bychkov, er schwieg nicht und zitierte mit Nachdruck Emile Zola „J’accuse“ („Ich klage an“).
Geprägt war dieses Orchester-Gastspiel von „Authentizität“ und großen Emotionen. Die manifestierten sich bei „Mysterium der Zeit. Passacaglia für großes Orchester“ von Miloslav Kabeláč und bei Antonín Dvořák, dem Kernrepertoire dieses Orchesters.
Bei der Achten in G-Dur op. 88 fand Bychkov die ideale Balance zwischen Bodenständigkeit und Pracht. Das ist Dvorak im Originalklang. Beklemmend: Viktor Ullmanns „Cornet“ mit Thomas Quasthoff als Sprecher. Bychkovs Interpretation geriet zum glühenden Plädoyer für den 1944 von den Nazis in Auschwitz ermordeten Komponisten. Leuchtende Ergänzungen zwei Klavierkonzerte: Sergej Rachmaninows erstes in fis-Moll mit der brillanten Yuja Wang und das für zwei Klaviere von Bohuslav Martinů mit den virtuosen Solistinnen Katja und Marielle Labèque.
Veritable Lichtblicke beim „Nachklang“, als Streicher der „Tschechen“ mit Bartók und Dvorak ihr Können demonstrierten. Ein Ensemble ließ aufhorchen: das Trio Bohémo komplettierte mit seiner packenden Interpretation von Dvoraks „Dumky“-Trio, Werken von Martinu, Josef Suk und des Ukrainers Alexey Shor den starken Auftakt dieses Festivals.
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