Blick zurück auf Österreichs Kunst
Peter Baum kann unglaublich viele Anekdoten erzählen. Etwa die, als er 1956 als Mittelschüler erstmals einen großen Maler auf den Stufen des Kunsthistorischen Museums ansprach: Auf Baums „Tschuldigung, san sie ned der Herr Kokoschka?“ antwortete dieser verwundert: „Woher kennst mi denn?“
Aber Baum war schon als junger Bursche ein Kunst-Fan und eifriger Museumsgeher, und er ist es bis heute geblieben. Baum war Kunstkritiker, Galerist und ab 1974 Direktor der Neuen Galerie in Linz, die er bis zu ihrer Neueröffnung als „Lentos Museum“ 2003 leitete.
Zu Baums Anekdoten haben sich in diesen Jahren viele tausend Bilder gesellt, die der umtriebige Kunstfreund lange in schwarzweiß, später auch in Farbe schoss: In Ateliers, auf Vernissagen, bei internationalen Kunst-Events wie der
Documenta oder der
Biennale Venedig war Baum stets mit wachem Auge und Fotoapparat dabei.
ZeitzeugnisseDer nun erschienene Fotoband „En Face“ (Böhlau Verlag, 39 €), dessen Highlights ab Mittwoch auch in einer Ausstellung im 21er Haus zu sehen sein werden (bis 19.10.), gibt Zeugnis ab – von der Kunstgeschichte seit 1950, von Österreichs Künstler-Soziotopen, aber auch vom Zeitgeist der 1960er, 70er und 80er.
Revoluzzer und Arrivierte
„Es gab eine große Begeisterungsfähigkeit für Neues, die sich immer in Opposition zum ,Hiesigen’ verstand“, sagt Baum, der selbst immer den Avantgarde-Begeisterten nahe stand. Dass die internationale Avantgarde in Österreich meist erst mit Verspätung ankam, stellt der Ex-Museumsdirektor gar nicht infrage: „Es gab großen Nachholbedarf.“
Einige der einstigen „Revoluzzer“ hat Baum lange begleitet – und ihren Weg zum arrivierten Künstlerstatus abgebildet: Arnulf Rainer und Hans Staudacher etwa begegnen in Baums Fotos bei frühen Vernissagen und Atelierbesuchen ebenso wie bei Eröffnungen späterer Ausstellungen oder von Museumsbauten, die ihrem Werk gewidmet sind. Einigen der Protagonisten in den Fotos war dieser Aufstieg nicht beschieden: Den einst jungen, hungrigen und angesagten Künstlern, an die sich heute kaum noch jemand erinnert, hat Baum in seinem Buch trotzdem Ehre erwiesen.
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