Dafür, wie aufgeregt und modernisierungssüchtig sie tut, ist die Popmusik auf überraschend viele fixe Säulen gebaut. Eine davon ist die Zauberkraft, die schöne Songs und rohe Emotion miteinander entwickeln: Abende, die beides zusammenbringen, zapfen die Zeitlosigkeit des gemeinsamen Musikerlebens auf besondere Weise an - und sind unter den schönsten, die man erleben kann. So, wie der Auftritt der britischen Songwriterin Birdy am Dienstagabend in Wien.
Sechs Jahre war sie schon nicht mehr in Österreich; und derartige Zeiträume spielen in Birdys Karriere eine überraschend große Rolle, obwohl die Sängerin erst 26 Jahre alt ist. Schon mit 14 veröffentlichte sie ihr Debütalbum, zwei weitere sollten folgen, bevor sie noch 19 werden sollte. Ihr Cover von Bon Ivers "Skinny Love" war ein Riesenerfolg.
Dann folgte eine Pause. Immerhin war sie immer noch eine Teenagerin, da muss man so einen Höhenflug erstmal einordnen. 2021 erfolgte das Comeback-Album "Young Heart", die nunmehrige Livetournee hat auch schon viele Songs ihres nächsten Albums "Portraits" dabei (und beim Wien-Konzert auch ihre Großeltern und weitere Familienmitglieder, die extra aus England eingeflogen sind und dafür eine Runde Applaus bekamen).
Die erste Single des neuen Albums heißt "Raincatchers".
Wer hier Anklänge an die großen Performerinnen der 80er-Jahre hört, liegt nicht falsch: Im Gasometer verwandelte sich ein Song nahtlos in Kate Bushs "Running Up That Hill" (für die Jungen unter uns: das ist der Kraftsong aus "Stranger Things").
Im Gasometer hörte man also "alte" Songs einer jungen Künstlerin, den emotionalen Folk aus "Young Heart" und die freudigere Tanzmusik des kommenden Albums. Dass das zusammenpasst, ist Beleg für die Gestaltungskraft Birdys, die sich zumeist auf das Musikalische beschränkt und umso eindringlicher wirkt: Sie sitzt hinter dem Klavier (und an anderen Instrumenten), singt, umgeben von Musikerinnen und Musikern im Dienst der Sache, zeitlos.
Damit holt sie all die Publikumsbreite ab, die die Popmusik längst erreicht (vom Enkerl bis zur jungen Großelterngeneration). Es gibt eine eigene, eigentümliche Form der Gemeinschaft bei dieser Art von Konzert: Man ist gemeinsam berührt, ein Moment, der wenig aufregend klingt und dafür umso wichtiger ist.
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