Bilderbuch vor Schloss Schönbrunn: Mehr Gefühl in dem Land

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Kritik. Das Konzert am Freitagabend als Karrierehöhepunkt mit Ansage (und kleinen Problemstellen).

„Das Warten hat ein Ende“, ruft Maurice Ernst in den Sonnenuntergang hinein.

Und was für eines.

Wer ein bisserl brav war – wir befinden uns schließlich in der kaiserlichen Residenz! –, hat schon vor Jahr und Tag ein Ticket für den gestrigen Freitagabend besorgt.

Denn Bilderbuch, die funk- und popgetragenen Grenzensprenger, luden schon in Zeiten, als von Ibiza nur Eingeweihte wussten, ins Schloss Schönbrunn, zum Karrierehöhepunkt mit Ansage. Der weltoffenste Sound dieses kleinen Landes sollte dort erklingen, wo einst die Kaiserin ihre Schicksalsjahre absolvierte.

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Und jetzt?

Jetzt machen wir Party!

Herrschaftszeiten

Vor 15.000 Fans spielten Bilderbuch auf, und es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut. Wenn auch beim Bau des Schlosses, Herrschaftszeiten!, leider ein Gitarrenkratz-Funkriff wie bei „Maschin“ ganz offenhörbar nicht mitgedacht worden ist.

Es war nicht alles gut in der Monarchie.

Wer guten Sound wollte, musste also suchen. Sonst aber boten Bilderbuch das, was man derzeit braucht, ein bisserl mehr Gefühl für dieses Land, wie Maurice Ernst rief.

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Der Gitarrist stand derweil im Netzleiberl auf der Bühne, und keiner lachte.

Die Band hackte sich durch Hits, schaute auch beim musikalischen Leerlauf dazwischen gut aus, die Bühne war geschmackvoll um die Schlossfassade drapiert. Und auch ein paar der Platzpatronen, die beim jüngsten Alben-Doppelschuss musikalisch eingelegt worden waren, funktionierten live besser.

Vor allem aber haben Bilderbuchkonzerte, und das am Freitag im Speziellen, immer Erleichterungscharakter, denn sie zeigen: Man muss nicht den rot-weiß-karierten Vorhang vor dem Fenster zuziehen, um Erfolg zu haben.

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Es war ein Moment zum Auf-, zum Durchatmen. Eine Flugzeugtreppe mit der Aufschrift „Love“ auf der Bühne lud ein, in die Welt hinaus.

Aber der Papa hat gesagt, sagt Maurice, dass er nicht so viel politisieren soll auf der Bühne. Lieber bei „Bungalow“ kräftig mitsingen – „es tut mir leid, wenn ich das alles nicht versteh’“.

Und der Spaß hat auch seine Grenzen! Frisbee-Verkauf erst nach dem Konzert, ist beim Merchandising-Shop affichiert. Trotzdem fliegen ein paar von den Dingern beim Song, nun ja, „Frisbeee“ durch den Hof.

Ist das schon die Übergangsregierungs-Anarchie?

Schluss jetzt. Man tanzte, man feierte, man sah darüber hinweg, dass das Konzert selbst nicht zu den kompaktesten gehörte, die Bilderbuch geliefert haben. Man war froh, dabei zu sein.

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Für das Zusatzkonzert am Samstag gab es am Samstagvormittag noch Karten.

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