Berlinale: Enttäuschender Auftakt mit Historienschinken

Am Donnerstagvormittag gab es in Berlin nur ein Thema: Die enttäuschende Niederlage des Fußballklubs Hertha BSC gegen Gladbach im Pokal. Am Nachmittag änderte sich die Wahrnehmung – die
Berlinale, der größte Starauflauf in Deutschland, begann mit "Les Adieux à la Reine". Aus künstlerischer Sicht verlief dieser Auftakt ebenso enttäuschend. Und die Prognose wird nicht falsch sein, dass dieser Film bei der 62.
Berlinale keinen Bären als Pokal bekommt.
Bei "Les Adieux à la Reine" geht es um die ersten Tage der Französischen Revolution nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Erzählt wird die Historie aus Sicht der Dienerschaft in Versailles, wo sich König Ludwig XVI. mit seiner Frau Marie-Antoinette aufhält. Der Hof will großteils nicht wahrhaben, was außerhalb des Schlosses passiert. Bei manchen schleicht sich nach und nach eine Ahnung von ihrem drohenden Ende ein.
Im Zentrum der Geschichte nach einem Roman von Chantal Thomas steht Sidonie, die Vorleserin der Königin, mit der diese ein diabolisches Spiel treibt. Um das Liebkind der Königin, die Duchesse de Polignac, zu retten, muss Sidonie deren Kleider tragen und Richtung Schweiz flüchten – damit sie im Fall des Falles anstelle der Polignac gelyncht wird.
Historisch korrekt daran ist, dass Polignac wirklich flüchten konnte – und zwar nach Wien. Jene Dame, die Marie-Antoinette noch mehr verbunden war, die Princesse de Lamballe, kommt so gut wie nicht vor.
Diane Kruger als lesbische Marie-Antoinette

Marie-Antoinette, gut gespielt von Diane Kruger (gelangweilt, die Realität ignorierend), ist diesmal klar erkennbar lesbisch. Léa Seydoux ist die entzückende Sidonie, Virginie Ledoyen die Polignac. Der Film von Regisseur Benoit Jacquot ist aber oberflächlich, ohne wirkliche politische Aussage.
"Bei historischen Stoffen ist es wichtig, die Geschichte möglichst nahe ans Präsens zu bringen", sagte Jacquot in
Berlin. Und Diane Kruger sprach vom "Missbrauch der Macht und des Geldes", der auch heute zu Revolutionen führe. All das sieht man hier nicht. Stattdessen viel nackte Haut von jungen Mädchen.
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