Bei Peter Fox ersetzen Liebeslieder die rosige Zukunft

Bei Peter Fox ersetzen Liebeslieder die rosige Zukunft
Fünfzehn Jahre nach dem Sensationserfolg mit „Stadtaffe“ veröffentlicht der Seeed-Sänger sein zweites Solo-Album

Weil es „definitiv zu wenig Liebe auf der Welt gibt“, hat Peter Fox sein Comeback-Album „Love Songs“ genannt. Der als Pierre Baigorry geborene Berliner ist Sänger der Band Seeed und veröffentlichte 2008 mit „Stadtaffe“ sein erstes Solo-Album, das sich 1,5 Millionen Mal verkaufte und wegen seines außergewöhnlichen Sounds zum erfolgreichsten Deutsch-Rap-Album wurde.

Fox hatte sich dafür nämlich vorgenommen, Dancehall und Hip-Hop nur mit Percussion und Orchester und ohne Synthesizer zu machen. Fünfzehn Jahre später legt er – obwohl er danach nie wieder solo arbeiten wollte – am 26. 5. mit „Love Songs“ den Nachfolger dieses Meilensteins vor.

Zwar werden dabei die immer wieder an Reggae und an afrikanische Traditionen angelehnten Rhythmen wieder und sogar verstärkt von Percussion-Instrumenten getragen und auch Streicher sind immer noch präsent. Aber ganz ohne Synthie-Klänge kommt der 51-Jährige bei „Love Songs“ nicht aus.

Dem Party-Charakter der neuen Songs tut das keinen Abbruch. Vielleicht mit Ausnahme des etwas nachdenklicheren „Kein Regen in Dubai“ (über die glitzernde und doch hohle Welt der Selbstdarstellung) sind alle Titel tanzbar, und es ist unmöglich, dabei nicht zumindest mit den Beinen zu zucken.

Außerdem liefert Fox auf „Love Songs“ wieder jede Menge starker Melodien – zum Beispiel mit dem Opener „Ein Auge blau“, mit „Vergessen wie“, „Celebration“ oder „Weisse Fahnen“.

Ebenfalls hitverdächtig ist „Toscana Fanboys“, das der Musiker mit dem 85-jährigen Adriano Celentano aufgenommen hat, der in den späten 60er-Jahren mit dem Song „Azzurro“ berühmt geworden war. Leicht, erklärte Fox bei einer Pressekonferenz zur Album-Veröffentlichung, sei das nicht gewesen, der italienische Barde habe sich wie eine Diva verhalten.

Die Aufregung um das Comeback von Fox begann schon vorigen Oktober, als er die Single „Zukunft Pink (feat. Inéz)“ veröffentlicht hatte. Weil der Beat auf dem südafrikanischen Musikstil Amapiano basiert, wurde Fox von einem Journalisten auf Twitter kulturelle Aneignung vorgeworfen. Es wurde kritisiert, dass er den Beat geklaut und die afrikanischen Urheber nicht ausgewiesen hatte.

Das, sagte Fox bei der Pressekonferenz, habe ihn den Albumtitel gekostet. Denn ursprünglich wollte er auch das Album „Zukunft Pink“ nennen.

Der Shitstorm, der wegen des Songs über ihn hereinbrach, habe ihn aber „zwei Monate außer Gefecht gesetzt“, weil er ein „schnell eingeschnapptes Sensibelchen“ sei.

Fox hatte sich ungerecht behandelt gefühlt, weil er im Pressetext zu der Single sehr wohl auf die Ursprünge des Beats hingewiesen hatte. Außerdem war der Musiker in den sechs Folgen seines RBB-Podcasts „Politricks“ immer für Gerechtigkeit und eine faire Migrations- und Afrika-Politik eingetreten.

Zwischendurch hatte er sogar überlegt, sich ganz dem politischen Aktivismus zu widmen. „Das wäre der einzige Weg, etwas zu bewegen“, sagte er in Berlin. „Aber dann kann ich nie wieder den Hut des lockeren Musikers aufsetzen.“

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