Jurassic Park mit A. Hitler

Dichte Marihuana-Schwaden, bei denen selbst Connaisseure die Nase rümpfen. Hochgezogene Adidas-Socken am Bein und das Basecap auf dem Kopf. Ja, am Dienstag gehörte die Arena den Jüngern des Sprechgesangs. "Beat the Fish Deluxe" hatte mit Rap-Crews wie YelaWolf, Tyler, The Creator, Jurassic 5 und K.I.Z. geladen und sogar aus Kärnten reisten Fans extra dafür an – zumindest für J5, wie Jurassic 5 kurz genannt wird.

Warum bewies die HipHop-Legende aus Los Angeles in einem gut einstündigen Set. Nicht nur, weil die Herren auf der Bühne technisch brillant rappten und mit Samples spielten wie sonst niemand an diesem Abend, sondern weil man ihnen den Spaß am "Job" anmerkte. Locker, selbstironisch und mit genug Witz rappte sich das Kollektiv durch die 23 jährige (mit sieben Jahren Pause) Bandgeschichte. Old-School-Rap pur. Und auch die Show konnte sich sehen lassen, gescratcht wurde nicht nur auf den Turntables, sondern auch auf einem lebensgroßen Plattenspieler in der Bühnenmitte sowie einem Umhäng-Plattendreher – angeblich ein Kinderspielzeug von Fisher Price, behauptete ein Kollege. Egal – ob dem so ist, so eine Livemagie gibt es selten.
Jungspund
Bevor J5 Old-School-Rap präsentierte, durfte mit Tyler, The Creator quasi ein Jungspund ran. Passend dazu der Name seines Kollektivs: Odd Future Wolf Gang Kill Them All. Der 1991 geborene Musiker gilt als eines der großen wie umstrittenen Talente des Genres, veröffentlichte aber bereits 2009 sein erstes Mixtape. In Wien zeigte er sich nicht nur musikalisch von einer guten Seite, sondern auch mit jeder Menge Schmäh. Zwischen den Songs wurden die Schwarzen im Publikum durchgezählt, „so viele Weiße auf einem Haufen machen mir Angst“, rumgescherzt und die Menge angeleitet, was sie mit ihren Händen zu tun haben.
"Hurra die Welt geht unter"
Die Headliner waren dann mit K.I.Z. nicht nur Weiße, sondern Deutsche. Berliner um genau zu sein. Oder wie sie sich selber sehen: Götter. Satirisch und provozierend wie in ihren Texten, standen die vier auch auf der Bühne – natürlich inklusive hohen Statuen ihrer selbst im Hintergrund und Papierfäden schießenden Soldaten und Geldregen. Immerhin wollen sie auch "Geld essen". Neben älteren Songs wie "Urlaub fürs Gehirn" und "Spasst" stand vor allem das neueste Werk "Hurra die Welt geht unter" im Zentrum ihrer Show. Besonders die letzten drei Songs hatten es in sich und sorgten mehr als einmal für Gänsehaut. Denn, es ist doch sehr verstörend wenn in einer Konzert-Venue das Publikum im Chor "Ich bin Adolf Hitler" grölt – so geht es mir übrigens auch immer bei Fußballspielen, wenn 25.000 Menschen oder mehr "Sieg" schreien, aber das ist eine andere Geschichte. Nach dem der bekannteste Österreicher der Welt abgehandelt war, hieß es "Boom Boom Boom, ich bring' euch alle um". Gesellschaftskritik pur, verpackt in brachiale Texte wie "Denkt ihr die Flüchtlinge sind in Partyboote gestiegen / Mit dem großen Traum im Park mit Drogen zu dealen?". Zum krönenden Finale freute sich nicht nur die Horde vor der Bühne darüber, dass die Welt endlich untergeht – und auf den Trümmern das Paradies entsteht. Auf das auch von dieser Seite ein gepflegtes: "Hurra die Welt geht unter".






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