Eva Wagner-Pasquier will an der Leitung der Richard-Wagner-Festspiele nicht mehr mitwirken.
21.02.14, 12:34
Paukenschlag auf dem Grünen Hügel: Eva Wagner-Pasquier will sich aus der Leitung der Bayreuther Festspiele zurückziehen. FestspielsprecherPeter Emmerich bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung Nordbayerischer Kurier. Die 68-Jährige habe "die Gesellschafter darum gebeten, von 2015 an als Beraterin und nicht mehr in der Geschäftsführung tätig zu sein", sagte Emmerich in Bayreuth.
Nicht ohne Wagners
Mit ihrer Halbschwester
Katharina Wagner (35) leitet
Wagner-Pasquier die Festspiele seit September 2008. Es müsse nun abgewartet werden, ob die Gesellschafter ihrer Bitte nachkämen.
Katharina Wagner sei es "sehr wichtig", dass ihre Schwester weiterhin bei den Festspielen eingebunden bleibe, betonte
Emmerich.
Die Leitung der Richard-Wagner-Festspiele kann aus Sicht des Bayreuther SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein nicht ohne die Familie Wagner auskommen. "Bayreuth würde sehr viel verlieren, wenn kein Mitglied der Familie mehr in der Leitung wäre", sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. "Ich möchte, dass Katharina Wagner weiter in der Festspielleitung bleibt", betonte Rabenstein. Sie habe die künstlerischen Voraussetzungen dafür.
Bis heute ist das Bayreuther Festspielhaus fest in Wagner-Hand: Die Halb-Schwestern Katharina Wagner (35) und Eva Wagner-Pasquier (68) sind die Urenkelinnen des Komponisten Richard Wagner und kamen 2008 an die Spitze des Festivals.
C wie Cosima: Wagners zweite Frau. Er spannt sie Hans von Bülow, einem engen Freund, aus. Nach Wagners Tod 1883 wird Cosima Festspielchefin. Antisemitische und nationalistische Ideen sind unter ihrer Ägide salonfähig in Bayreuth. Stirbt 1930. Wagners erste Ehefrau war Minna, er hatte zahlreiche Affären, u. a. mit Mathilde Wesendonck, Friederike Meyer, Jessie Laussot und Judith Gautier.
Nach
Richard Wagners Tod 1883 wurde seine Witwe Cosima zur Nachlassverwalterin. Sie hatte das Zepter in
Bayreuth in der Hand und sah sich als eine Art Gralshüterin von Wagners Schaffen. 1908 gab sie die Leitung der Opern-Festspiele an ihren Sohn Siegfried weiter. Er gilt als Mann mit homosexuellen Neigungen, heiratete aber dennoch die jüngere Britin Winifred und beugte sich so dem Wunsch der Mutter.
Der Sündenfall
Winifred und Siegfried hatten vier Kinder. Nach Siegfrieds Tod 1930 stand Winifred an der Spitze von Clan und Festival - sie war eine Verehrerin von
Adolf Hitler und öffnete dem Diktator alle Türen in
Bayreuth. Die Tochter Friedelind distanzierte sich nicht zuletzt deshalb von den Verwandten.
Die Erneuerung
Nach dem
Zweiten Weltkrieg schüttelte die Familie Wagner die dunkle Vergangenheit erstaunlich schnell ab: Den Siegfried-Söhnen Wieland und Wolfgang gelang eine Erneuerung der Festspiele. Als Wieland 1966 starb, übernahm Wolfgang die Festivalleitung alleine - und prägte das jährliche Musikereignis bis weit ins neue Jahrtausend hinein. Er starb am 21. März 2010 im Alter von 90 Jahren.
Neue Konflikte
Innerhalb der Familie allerdings blühten neue Konflikte auf. Vor allem der Wieland-Stamm fühlte sich vom Onkel übergangen. In der Kritik steht auch immer wieder die Aufarbeitung der Vergangenheit. Wielands Tochter
Nike hatte sich 2008 ebenfalls um die Festspielleitung beworben - aber gegen ihre Cousinen verloren.
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