Bayerns Tausendsassa Georg Ringsgwandl: schräg und altersweise
Mit „damn fucking Stubenmusi“ und „Nur ein paar alte Sachen“ im Tour-Gepäck war Georg Ringswandl zweimal im Stadtsaal in Wien. Das Urgestein der bayerischen (Musik-)Kabarettszene gibt sich zu Beginn an der Zither sentimental, ist auch mit 77 Jahren ein gewandter Tänzer zwischen Philosophie, hinterfotzigem Irrwitz und Alltagsabsurditäten: Schräg ist er auch im grauen Anzug mit Krawatte und Hut auf dem Kopf.
Er feiert heuer sein 40-jähriges Bühnejubiläum und steht für die kongeniale Verbindung von Ironie, Gesellschaftskritik und hinterhältigen Texten mit Volksmusik, Blues und Rock fernab musikalischer Schubladen.
Mit „Götterbote“ stellt er in Trio-Begleitung sein neues Album „Schawumm!“ vor, dem Sound nachempfunden, der beim heftigen Zuschieben der Seitentür des Transporters eines Paketausliefers entsteht. Obwohl inhaltlich gruselig, kuschelt sich „Microplastique im Organismus“ einschmeichelnd ins Ohr, während die Rede ist von „kleinen Pfeilen, die in uns rumfahrn“ und uns den Garaus machen.
Als ein Mann von Welt und ein Mann der Provinz singt der ehemalige Kardiologe zum Schunkelrock von der „Star-Friseuse bei einem Dorffriseur“, schwadroniert im Märchen-Modus über seine Freundschaft zu Lemmy Kilmister und sinniert über das „Digitale Proletariat“: Ein Fußkitzler der Song über den „pfiffigen Primat“ zwischen Handy und Laptop in der Liedersammlung für die Zeit vor und nach dem Tod.
Große Freude macht schließlich das Wiederhören von Oldies but Goldies wie die in drei Wörtern zusammengefasste Lebensphilosophie: „Hühnerarsch sei wachsam“ aus „Vogelwild“ (1992). Und „Nix mitnehma“ von 1989, dem Bob-Dylan-Cover von „Gotta Serve Somebody“.
Mit sicherem Blick fürs Wesentliche und großer Freude an entlarvenden und tragikomischen Details erzählt Ringsgwandl voller Mitgefühl von den Nöten der ganz normalen Mitmenschen. Wobei Sarkasmus und Zynismus bei ihm nun, so scheint's, das Gewand der tiefenentspannten Altersmilde tragen.
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