Zurück in die 90er mit den Backstreet Boys

Bereits seit dem Vormittag sollen die ersten Fans der Backstreet Boys vor der Wiener Stadthalle auf ihre Idole der Jugend gewartet haben - und auch sonst erinnert das Konzert am Dienstagabend an längst vergangene Zeiten und Artikel in der Bravo. Kein Wunder also, dass es ein " Austria, are you ready to party like 1999?" durch die Halle schallte.
Die 10.000 gekommenen Frauen – und wenige (Ehe)Männer – goutierten es mit einem Kreischen, das teilweise sogar die Soundanlage übertönte. Die Stimmen der mit der Band mitgealterten Fans haben nichts an ihrer Kraft verloren, der Musikgeschmack mancher scheint sich aber verändert zu haben - zwischen BsB-Shirts sah man doch tatsächlich eines vom Metalfestival Wacken.
Formationstanz
Die Herzensbrecher der 90er-Jahre sind zwar älter – Liebling Nick ist mittlerweile 34 Jahre alt, der zwischendurch ausgestiegene Kevin Richardson gar 42 – aber nicht ungelenker geworden. Schon beim Auftakt mit "The Call" und "Don't Want You Back" zeigten sie, dass mit den Choreografien noch alles so klappt wie früher. Spätestens bei der ersten großen Ballade "Incomplete" war das Publikum dann restlos überzeugt. Zwischen den Songs plauderten Nick Carter, A.J. McLean, Brian Littrell, Howie Dorough und Kevin Richardson immer wieder mit den Fans, dirigierten abwechselnd die Menge und bewiesen ihre Deutschkenntnisse mit einem gesäuselten „Isch liebe eusch“ – was sonst!? -, „Isch will disch küssen“ – ja, eh – und auch „böseren“ Worten wie „Arsch“ oder „Fick disch“. Egal was sie sagten, die Fans jubelten.
Auf eine große Popshow á la Miley Cyrus verzichteten die Herren. Vor Wüsten-Visuals, die an Bildschirmschoner aus den 90ern - ja, schon wieder - erinnerten, suchten sie nach dem „Meaning Of Being Lonley“ oder zeigten Fotos in knappen schwarzen T-Shirts oder gar nacktem Oberkörper. Da flog dann tatsächlich auch ein einzelner pinker BH auf die Bühne – allerdings mit Preiszettel. Zumindest das hätte in den 90ern doch anders ausgesehen.
Fotos der Show
Altersvorsorge
Tanzen kann man zwar bis ins hohe Alter, in Formation auf der Bühne wirkt es dann irgendwann aber lächerlich. Darum spielen die Backstreet Boys mittlerweile auch Instrumente und zumindest Nick kann es selbst kaum glauben: „Can you believe we are playing instruments live? Your favorite Boyband in the world?“ Aber sie tun es. Zumindest versuchen sie es. Während dem Akustik-Set zeigten sie mit "10.000 Promises", "Madeleine" und dem wahrscheinlich größten Backstreet Boys-Hit "Quit Playing Games With My Heart" ihr Können auf Drums, Gitarre und Klavier und bewiesen, drei Akkorde machen noch keinen Santana. Auch die mittlerweile sehr nasale Stimme von A.J. – ein Schelm wer dabei an zu viel Nasenstaub denkt – hat ihre besten Zeiten schon hinter sich.
Aber mal ehrlich, es geht bei einer Boyband nicht in erster Linie um Musik – sonst kämen die Instrumente wohl kaum vom Band. Es geht um Formationstanz, Hände schütteln, Frauen anschmachten und eingängige, einfache Popsongs. Und das beherrschen die Backstreet Boys auch im Jahr 2014 noch. Die Tränen kullerten über die Wangen der Damen, wie die Schweißtropfen in der heißen Stadthalle über den Rücken. Und, auch wenn man die wenigsten der Songs kennt, erwischt man sich, wie man den Refrain mitsingt. Spätestens nach zwei Stunden bei den letzten zwei Nummern „Everybody (Backstreet's Back)“ und "Larger Than Life". So geht Pop in Boygroup-Manier.
KURIER-Wertung:
Kommentare