Autorin Röggla wendet sich gegen Kulturboykott von Russland

"Dialog der Künste nicht abreißen lassen" .

In Zeiten des Krieges sollten Kunst und Kultur nach Ansicht der österreichischen Schriftstellerin Kathrin Röggla an einem umfassenden Austausch festhalten. "Als Künstlerin halte ich es für wichtig, den Dialog der Künste nicht abreißen zu lassen", sagte Röggla, der am Samstag im Staatstheater Mainz der Else-Lasker-Schüler-Preis verliehen wird. Die Aufkündigung jeglicher Zusammenarbeit sei kein Grund zu triumphieren.

"Die Solidarität mit den Ukrainern ist das Wichtigste, aber wir dürfen auch nicht die russische Opposition vergessen, die nichts mit Putins Krieg zu tun haben will", sagte die in Salzburg geborene und in Berlin lebende Autorin der Deutschen Presse-Agentur. "Und wir dürfen uns zu keinem Kulturboykott hinreißen lassen."

"Die Logik der Gegenidentität, die im Krieg entsteht, frisst sich schnell in unser Bewusstsein hinein", mahnte die Schriftstellerin, die 2012 Stadtschreiberin von Mainz war. Dies müsse gestoppt werden. Es werde allerdings noch einige Zeit benötigen, um das Gefühl zu verstehen, mit Kriegsbeginn am 24. Februar in einer anderen Welt aufgewacht zu sein. "Es ist ein gefährliches Gefühl. Womit werden wir demnächst überrascht? Es hat etwas extrem Verunsicherndes."

Der mit 10.000 Euro dotierte und nach Else Lasker-Schüler (1869-1945) benannte Dramatikpreis wird zur Eröffnung der Theatertage Rheinland-Pfalz verliehen. Werke von Kathrin Röggla sind demnächst unter anderem am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken zu sehen - dort findet am 2. April die Uraufführung des Stücks "Verfahren" statt, in dem Röggla den Prozess gegen die Rechtsextremisten des NSU thematisiert. Einen Tag zuvor erlebt "Das Wasser", ein Stück über unseren Umgang mit der Klimakrise, am Staatsschauspiel Dresden seine Uraufführung.

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