Ausstellung: Bis hierher und nicht weiter

Ein Mann steht auf einer Steinmole und blickt auf das Meer mit Schiffen.
Die Schau "Where Are We Now" widmet sich Grenzen und Migrationsbewegungen.

Sie beschäftige sich seit 2004 mit Zäunen und Schlupflöchern, sagt Gabriele Sturm – dass ihr die Tagesaktualität nun entgegenkommt, sieht die Künstlerin mit gemischten Gefühlen: Denn obwohl sie auch das berühmte „Türl mit Seitenteilen“ an der österreichischen Grenze bei Spielfeld besuchte und fotografierte, geht es ihr nicht bloß um die Illustration aktueller Gegebenheiten.

Ein Drahtzaun ist mit einem Gewindestab und einem Seil befestigt.
Gabriele Sturm: ZAUN/SCHLUPFLOCH
Sturms bis an die Decke reichender Zaun ist ein dominantes Element der Schau „Where Are We Now“ im Wiener Kunstraum am Franz Josefs Kai 3 (bis 3.7., tgl 11-20 Uhr), die sich auf eine vielstimmige Weise der Darstellung von Räumen, Grenzen und Fluchtbewegungen widmet. Am Maschendraht hat die Künstlerin Öffnungen angebracht, die einem Menschen das Durchsteigen erlauben, aber auch solche, die für Igel oder Vögel gedacht sind: Es gibt eben unterschiedliche Motive, Grenzziehungen zu durchbrechen.

Karte und Gebiet

Was tut ein Zaun mit einem Gebiet, was ein Strich auf der Landkarte? Wie weit eröffnet uns die Flut an online abrufbaren Bildern aus Satelliten- und Überwachungskameras die Welt, wo stößt dieses Material an Grenzen?

Kurator Roland Schöny hat sich lange mit dem Verhältnis zwischen Räumen, Staaten und ihrer visuellen Darstellung befasst. Er gibt den Künstlerinnen und Künstlern viel Raum, um kritische Perspektiven auszubreiten: Medienkünstlerin Ruth Schnell etwa zeigt eine Videoinstallation, die eine Autofahrt entlang eines Grenzzauns simuliert; das Ausgangsmaterial sind Ansichten, die 2014 auf Google Street View verfügbar waren, Bilder der US-mexikanischen Grenze, aus Nordirland und Israel. Der Widerspruch zwischen dem freien Verkehr von Daten und Kapital und den Barrieren im Verkehr von Menschen wird hier gegenwärtig.

Stark fällt auch ein Werk von Peter Weibel aus, bei dem sich Besucher durch eine Reihe riesiger, scheinbar blutbefleckter Messerklingen bewegen. Vor der Installation ist eine Videokamera aufgebaut, erst am Ende des Raums sieht man auf einem Schirm, was sie filmt: Die roten Flecken auf Klingen und Wänden bilden aus der Kameraperspektive die Europakarte, der Kontinent existiert nur als mediale Repräsentation. Das Kunstwerk, „Europatraum“, stammt aus dem Jahr 1983.

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