Auktionen: Keine Krisenstimmung am Kunstmarkt

Auktionen: Keine Krisenstimmung am Kunstmarkt
Werke um mehr als eine Milliarde Euro wechselten in dieser Woche bei Sotheby’s und Christie’s die Besitzer

„Holt die Kunstwelt gerade den Schwung auf, den sie in der Pandemie verloren hat?“ fragte sich die Beobachterin des Wall Street Journal in der Nacht zum Freitag auf Twitter. „Die Sammler sagen offenbar ja.“

1,3 Milliarden US-Dollar – etwas mehr als eine Milliarde Euro – wurden seit Dienstag bei den Frühjahrsauktionen der Branchenriesen Sotheby’s und Christie’s in New York umgesetzt. Diese Versteigerungen gelten traditionell als ein Gradmesser für die Gesundheit des Kunstmarkts, auch wenn sie primär den Status im Top-Segment abbilden.

Dass bei Christie’s in der Nacht zum Freitag erstmals seit Pandemiebeginn ein Bild über die 100-Millionen-Dollar-Marke kletterte, war jedenfalls ein Signal: Bei der Auktion lieferten einander die Bieter einen knapp 20-minütigen Wettstreit um Pablo Picassos Gemälde „Sitzende Frau am Fenster“ (1932), das im Vorfeld auf rund 55 Millionen US-$ geschätzt worden war.

Geboten wurden am Telefon – Saalpublikum war keines zugelassen – 90 Millionen Dollar, inklusive Gebühren betrug der Preis 103,4 Millionen US-$ oder 85,4 Millionen Euro. Das Bild war erst 2013 für umgerechnet 33,26 Millionen Euro von Sotheby’s London auktioniert worden. Nun gehört es zu den fünf teuersten je versteigerten Picassos – den Rekord hält „Les Femmes d’Alger (Version O)“, das im Jahr 2015 179,3 Millionen US-$ erzielte.

Sotheby’s hatte bereits am Mittwochabend (Ortszeit) seine Renommier-Auktion in New York abgehalten – in einem neuen, hybriden Format, zu dem auch einige Live-Bieter zugelassen waren. Die meiste „Action“ aber via Livestream stattfand.

Insgesamt kam das Haus dabei auf einen Umsatz von 597 Millionen US-Dollar. Das höchste Gebot waren 70,3 Millionen US-Dollar für ein Seerosenbild von Claude Monet (1917/’19).

Auktionen: Keine Krisenstimmung am Kunstmarkt

Neue Werte, neue Käufer

Auf Platz zwei der Hitliste folgte bei Sotheby’s ein Bild des Kunstmarktstars Jean-Michel Basquiat, „Versus Medici“ von 1982, das 50,8 Millionen US-Dollar erzielte. Ein Werk des Kunst-Phantoms Banksy, „Love is in the Air“, wurde auf 12,9 Mio. US-$ hochgesteigert – der zweithöchste je gebotene Preis für den Künstler.

Auch neue Namen, vorrangig mit afroamerikanischem Hintergrund, fanden bei den Auktionen Eingang ins Top-Segment: Etwa Robert Colescott, der in seinem Gemälde „George Washington Carver Crossing the Delaware“ (1975) ein bekanntes Historienbild zitierte und den ersten US-Präsidenten darin durch den Schwarzen Carver, der es aus der Sklaverei bis zum Top-Wissenschaftler brachte, ersetzt.

Das Gemälde wurde um 15,3 Millionen US-Dollar vom „Lucas Museum of Narrative Art“ ersteigert, in dem „Star Wars“-Erfinder George Lucas seine Version der Kunstgeschichte präsentieren will. Bis zur geplanten Eröffnung 2023 gehen sich noch ein paar Auktionen aus.

Kommentare