Attersee & Nitsch: Gipfeltreffen der Malerfürsten

Drei Männer sitzen an einem Tisch in einem Restaurant.
Ab 30. November stellen die Künstler in Neapel aus - vorab feierte man bereits mit Neapels Bürgermeister.

Sie sind zwar seit vielen Jahren befreundet und gehören beide zu den renommiertesten Malern Österreichs, in einer Gemeinschaftsausstellungen waren Hermann Nitsch und Christian Ludwig Attersee jedoch noch nie zu sehen. Dieses Versäumnis holen die beiden Malerfürsten nun nach und werden von 30. November an im Castell dell'Ovo in Neapel ihre Werke in Kombination zeigen. Am Freitag wurde das Vorhaben im Wiener Museum auf Abruf (MUSA) präsentiert.

Attersee unterstrich, dass er im Laufe seines Leben natürlich schon oft mit Nitsch zusammengearbeitet habe. "Das ist aber die erste Ausstellung, in der wir versuchen, die Bilder wirklich zusammenzubauen." In dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden, auf einer Halbinsel vor der Bucht von Neapel gelegenen Castell dell'Ovo haben die Maler zwei Stockwerke zur Verfügung. "Wir haben sehr viel Platz in diesem Castell, um unsere Hauptwerke zu zeigen", freute sich Attersee. Er werde seine Lieblingsarbeiten ausstellen, aber auch jüngste Bilder: "Das wird für mich in meiner Karriere als Künstler etwas ganz Besonderes - und ich habe schon über 500 Ausstellungen gemacht."

Direkte Linie

Auch Hermann Nitsch zollte Attersee Respekt, den er als "einen meiner besten Freunde" bezeichnete. Dass er diese Freundschaft und Neapel zusammenbringen könne, sei ideal: "Für mich gibt es nun eine direkte Linie Prinzendorf-Wien-Neapel. Und ich liebe Neapel sehr. Ich liebe das quirlende Leben dort." Der italienische Begriff für Theateraufführung, Spettacolo, der schließlich Spektakel beinhalte, charakterisiere seine Arbeit einfach sehr gut.

Um diese entsprechend zu präsentieren, wollen sich die beiden Künstler eine gute Woche Zeit nehmen, um die Hängung der rund 90 Bilder auszutesten und die aus ihrer Sicht besten Kombinationen zu finden. Am Tag vor der Eröffnung, am 29. November, ist dann mit Attersee am Klavier und Nitsch an der Orgel ein Konzert im Teatro di Corte im Palazzo Reale angesetzt. "Das wird frei improvisiert", kündigte Attersee an. Anlässlich der Eröffnung feierten die beiden Künstler mit dem Bürgermeister der Perle Süditaliens, Luigi de Magistris, bei Stefan Sares im „Oswald & Kalb“.

Neapel sei für die Gemeinschaftsausstellung jedenfalls der ideale Ort, unterstrich Luigi de Magistris. So sei Nitsch durch das 2008 eröffnete Museo Hermann Nitsch in Napoli bereits sehr bekannt, so de Magistris: "Beide Künstler werden in unserer Stadt sehr geliebt." Schließlich passten beide Maler wunderbar zum von der Jugend geprägten Geist Neapels, zeigte sich der Politiker überzeugt. Vielleicht könne die Ausstellung so ja der Auftakt einer Kooperation zwischen den zwei Kulturstädten Wien und Neapel werden.

Auch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) verwies auf die geschichtlichen Verbindungen zwischen Wien und Neapel, die von der gemeinsamen Habsburger-Geschichte bis zu den Neapolitaner-Schnitten reiche. So will der Kulturpolitiker auch nicht ausschließen, die Nitsch/Attersee-Ausstellung vielleicht nach Wien zu übernehmen: "Selbstverständlich ist das denkbar. Aber es muss sich auch ein Haus dafür interessieren." Für ihn käme da eventuell die Kunsthalle infrage.

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