Liebe, Verrat und Versöhnung

Eine Theaterszene mit einem König auf einem Thron, umgeben von Rittern mit Schwertern.
Wiener Publikumslieblinge begeistern bei der Welturaufführung von "Artus Excalibur" in St. Gallen.

Vor wenigen Wochen standen Annemieke van Dam und Mark Seibert noch als Kaiserin und Tod im Musical „Elisabeth“ Wiener Raimundtheater auf der Bühne. Nun lassen sie die Welt von König Artus und seinen Rittern der Tafelrunde im Theater St. Gallen in der Schweiz lebendig werden. Komponist Frank Wildhorn übersetzte gemeinsam mit Ivan Menchell (Buch) und Robin Lerner (Liedtexte) die Legende aus dem frühen Mittelalter in eine moderne Sprache. Die Musik hebt sich von den üblichen Musical-Tongemälden ab: Der Stil lehnt sich am Pop an, wird aber mit keltischen Elementen und irischer Volksmusik ergänzt. Das schlichte Bühnenbild und die Kostüme sollen das frühe Mittelalter zwar zitieren, aber gleichzeitig zeitlos sein. Während in einer Szene Lancelot und die Ritter der Tafelrunde König Artus feierlich in Brustpanzer und Umhang Treue schwören, wird in einer anderen in Jeans und Hemd gekämpft – und gestorben.

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Erst vor zwei Monaten war die Musik fertig. Sieben Wochen wurde geprobt. Vier Tage vor der Premiere kamen die Kostüme. Noch drei Tage vor der Vorstellung wurden Texte geändert. „Alles kann sein, nichts muss sein. Das ist das Besondere bei einer Welturaufführung“, sagt Mark Seibert, der Artus besten Freund Lancelot verkörpert, nach der Premiere: „Wir konnten uns sehr stark einbringen, auch bei den Texten. Wenn man sich bei den Proben bei einem Satz selbst nicht geglaubt hat, wurde der Text gemeinsam geändert.“

Komponist Frank Wildhorn war bei vielen Proben dabei. „Den größten Erfolg hatte ich immer, wenn ich die Stimme kannte, für die ich schrieb. Es freut mich deshalb ganz besonders, dass wir für Artus dieses fantastische Sängerensemble versammeln konnten. Es macht großen Spaß zu sehen, wie sie die Charaktere zum Leben erwecken“, sagt der Experte für historische Themen und dramatische Stoffe, der in St. Gallen zuletzt mit „Der Graf von Monte Christo“ Erfolge feierte.

Das Ensemble streut dem Amerikaner ebenfalls Rosen: „Wildhorn ist ein besonderer Autor, er weiß wie man Gefühle in Songs verwandelt. Die Songs sind eine tolle Vorlage für mich als Schauspieler. Wildhorn macht es einem leicht, in die Rolle einzutauchen“, erzählt „Merlin“ Thomas Borchert, der österreichischen Musicalfans vor allem als Graf von Krolock in „Tanz der Vampire“ in Erinnerung ist. Auch Artus-Hauptdarsteller Patrick Stanke outet sich bei der Premierenfeier als Fan: „Ich wollte schon immer in einem Wildhorn-Stück spielen. Und dann sagte er zu mir: Nächstes Jahr schreibe ich dir den Artus auf den Leib. Ich wollte so viel Patrick wie möglich in die Rolle einbringen. Das ging hier sehr gut. Artus ist ein bodenständiger Bauernjunge, ich komme auch aus einer ganz einer einfachen Familie mit vier Kindern.“

"Artus Excalibur" in Bildern

Eine Theaterszene mit Schauspielern in mittelalterlichen Kostümen und Speeren mit Helmen.

Ein Mann im weißen Hemd hält ein Schwert in die Höhe.

Eine Bühnenszene mit Männern in Rüstungen und Umhängen, die singen.

Zwei Schauspieler stehen auf einer Bühne vor einer großen Projektion eines Gesichts.

Auf einer Bühne stehen ein König und eine Königin in prächtigen Gewändern.

Eine Theaterszene mit Schauspielern in historischen Kostümen auf einer Bühne.

Szene aus einer Theateraufführung mit Schauspielern in historischen Kostümen.

Eine Szene aus einem Theaterstück mit zwei Liebenden und einer mysteriösen Figur im Hintergrund.

Szene aus einer Theateraufführung mit Schauspielern in historischen Kostümen.

Auf einer Bühne stehen ein Mann und eine Frau an einem Tisch mit einer Sanduhr.

Ein Mann in einem weißen Mantel hält ein Schwert, umgeben von Männern in Rüstungen auf einer Bühne.

Im Stück gelingt es Artus zwar, das Schwert Excalibur aus dem Felsen zu ziehen, als Sohn eines einfachen Mannes weigert er sich anfangs jedoch, sein Schicksal (nämlich König zu werden und Britannien den Frieden zu bringen) anzunehmen. Doch der Zauberer Merlin klärt ihn über seine wahre - königliche - Herkunft auf und rät ihm, Camelot wieder aufzubauen. Auch die schöne Guinevere (Annemieke van Dam) macht Artus Mut. Nun scheint sich alles zum Guten zu wenden: Artus heiratet Guinevere und schart die besten Ritter um sich. Vor allem Lancelot, sein bester Freund aus Kindertagen, steht ihm zu Seite. Dieser hat sich jedoch ebenfalls in Guinevere verliebt. Nachdem Artus böse Halbschwester Morgana (Sabrina Weckerlin) das Verhältnis von Guinevere und Lancelot aufdeckt, verbannt Artus die beiden von Camelot. Als es im zweiten Akt zur großen Schlacht mit Artus‘ Gegenspieler Loth kommt, kehrt Lancelot zurück und fällt im Kampf. Als Artus nach der Schlacht am Grab von Lancelot trauert, versucht Morgana ihn zu töten. Doch auch Guinevere ist zurückgekommen und rettet Artus das Leben.

Viele Facetten der Artus-Legende – etwa die Geschichte um den heiligen Gral, Avalon und die Herrin vom See – haben in diesem Stück keinen Platz gefunden. Bestimmende Themen dieser Inszenierung sind Liebe, Begehren und Freundschaft. Am Schluss steht trotz der vielen beeindruckend inszenierten Schlachten die Versöhnung im Zentrum.

Musical-Fans, die es bis Ende Mai nicht in die Schweiz schaffen, dürfen beruhigt sein: 2015/2016 kommt Artus am Theater St. Gallen erneut in den Spielplan.

www.theatersg.ch

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