Über diese Rutschen wurden die Packerln geschickt, nun ist vorübergehend die Kultur eingezogen

© /Ars Electronica/Tom Mesic

Festival

Ars Electronica: Paketrutsche ins Ungewisse

Sehenswert: Das ehemalige Postzentrum wurde zur "Post City"

von Georg Leyrer

09/05/2015, 06:00 AM

Irgendwann lässt es sich nicht mehr ignorieren, dass sich Dinge verändern. Und zwar grundlegend.

Das merkt man gerade, intensivst, in der Flüchtlingstragödie: Die Welt ist eine andere geworden, und die Gesellschaft kämpft mit der Frage, wie man reagieren soll.

Das merkt man auch – wenn nicht schon jetzt, dann demnächst – im Zusammenleben: Die Stadt wird weltweit noch mehr zum Zentrum, zu dem Ort, an dem sich die Zukunft entscheidet.Und wo viele Ideen des 20. Jahrhunderts – wie etwa Autos – sich als zunehmend wenig geeignet herausstellen.

Nachdenken

Allerorts (etwa im MAK) wird daher, wenn auch oft mit vergleichsweise wenig öffentlicher Aufmerksamkeit, über die Zukunft der Stadt nachgedacht. Wie diese nachhaltiger werden kann, wie Jobs entstehen sollen und Verantwortung geteilt werden kann. Und es ist höchste Zeit.

Wie absurd schnell derartige Veränderungen nämlich gehen können, zeigt der heurige Hauptspielort des Ars Electronica Festivals: Das Postverteilerzentrum Linz wurde vor gerade einmal 20 Jahren (!) als damals modernstes eröffnet; nun ist es vom Fortschritt – weniger Briefe, mehr eMail – mehrfach überholt. Dort soll jetzt etwas ganz anderes entstehen – was, ist noch unklar.

Davor aber dient das gewaltige Zentrum der Ars Electronica als Wunderkammer all dessen, was demnächst in die Städte einziehen und diese grundlegend verändern wird. Ein selbstfahrendes Luxusauto glitzert da etwa vor sich hin; und wird auch gleich ein wenig aufs Korn genommen durch den unweit stehenden "Fahrradi", eine glaubwürdige, lebensgroße Sportwagen-Attrappe, die man aber mit Fahrrad-Pedalen selbst antreiben muss. Nichts ist’s mit sattem Motorengeräusch.

In einem anderen Raum rudern zwei Männer mit den Armen; sie haben Virtual-Reality-Brillen auf und sehen ganz andere Welten als die kahlen Wände im verlassenen Gebäude. Als Besucher wandert man in halbhellen Gängen zwischen Vergangenheit – die Räume haben fast schon historisch wirkenden Beschriftungen wie "Briefmassenaufgabe" – und Zukunft. Ein festgepicktes Paket dreht sich endlos auf einem Förderband. Hoch unter dem Hallendach werden angespannt lachende Männer in einen überdimensionalen Apparat geschnallt, mit dessen riesigen Armen sie bedrohlich wacheln können: Man trägt heuer Roboter.

Ausrangiert

Die ausrangierten Paketrutschen, optisch an riesige Girlanden erinnernd, dienen als Hintergrund für allerlei Projektpräsentationen: Vom sozialen Business bis zum Roboter, der japanischen Volkstanz lernen kann; vom Fotoprojekt mit Flüchtlingen in einem UNO-Lager bis hin zu futuristischen Elektro-Motorrädern. Das Spektrum des Gezeigten ist breit, durchaus auch kommerziell; aber auch das sagt viel über die Zukunft der Stadt aus.

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