Andreas H. Bitesnich im Kunsthaus Wien
Es ist nicht Andreas H. Bitesnich bekanntestes Foto, wohl aber sein aktuellstes, das in seiner neuen, ab Donnerstag zu besichtigenden Ausstellung "25 Years of Photography" im Kunsthaus Wien hervorsticht: Es stammt aus dem Jahr 2002 und zeigt den Profiboxer Vitali Klitschko, nunmehr ukrainischer Oppositionsführer, mit nacktem Oberkörper und geschlossenen Augen. Nicht wegblickend, sondern träumend.
Gleich daneben hängt das parallel dazu aufgenommene Bild seines Bruders Wladimir, der sein Gesicht abwendet und zugleich auf seinen Bruder blickt. Die großformatigen Fotos finden sich in jenem Segment der Schau (bis 9. Juni), die Kurator Andreas Hirsch ironisch "Mid-Career-Retrospective" nennt, das die Porträtarbeiten des Wiener Künstlers vorstellt. Bekannt ist Bitesnich freilich für seine "Nudes", mit denen er 1998 - zehn Jahre nach Beginn seiner Karriere als Autodidakt - berühmt wurde.
"Nudes" und mehr: Bilder der Ausstellung
Diesen skulpturalen, perfekt ausgeleuchteten, den Körper huldigenden Fotos ist in der Ausstellung wohl der größte Raum gewidmet. Ineinander verkeilte Körper, meist makellos und durchtrainiert, die Gesichter im Verborgenen bleibend - Bitesnichs "Nudes" strahlen auch zehn Jahre nach seiner ersten Ausstellung im Kunsthaus Wien noch die Aura des Geheimnisvollen aus. Sie sind aber eben nur Teil dieser Retrospektive, die auch den Blick auf Bitesnichs Reisefotos, Street Photography und Porträts lenkt. Während sich die Erotik bei den "Nudes" erst im Auge des Betrachters entfaltet, steht sie in den wenigen explizit erotischen Arbeiten im Mittelpunkt, ohne jedoch - trotz der fokussierten Darstellung primärer Geschlechtsteile - ins Pornografische abzugleiten.
Überall skulptural
Und so kann man ihm "hinaus aus dem Studio auf die Straße" folgen, wo er im Rahmen seiner Reisefotos mal mehr, im Zuge der Street Photography mal weniger inszenatorisch vorging. Das Skulpturale findet sich in Spuren auch bei jenen Menschen, die er etwa in Indien, Bangladesch oder New York abgelichtet hat - seien es erschütternde, aber dennoch ästhetische Aufnahmen eines Leprakranken oder muskelbepackte Bauarbeiter, die am Guggenheim Museum vorbeischlendern. Als Extra gibt die Schau auch Einblicke in Bitesnichs Arbeitsprozess und zeigt etwa Kontaktbögen oder Making Of-Szenen von Fotoshootings.
Kunsthaus-Direktor Franz Patay, der Mitte März an seine Nachfolgerin Bettina Leidl übergibt, freute sich über den nie abgerissenen Kontakt des Hauses zu Bitesnich, der in den Räumlichkeiten ("nächtens", wie Bitesnich betonte) auch schon gearbeitet hat. "Was mich beeindruckt hat, ist, dass er sich vor 25 gesagt hat, er wird Fotograf - und es wirklich geworden ist. Normalerweise hört man diese Geschichten nur aus Amerika. Bitesnich hat gezeigt, dass das auch in Österreich möglich ist", schwärmte Patay. Den Weg, den der Wiener seit Beginn seiner Karriere gegangen ist, kann man - anders als in der Ausstellung - auch chronologisch verfolgen: Im 400 Seiten umfassenden Katalog wird das Schaffen vom ersten Porträtfoto bis zum jüngsten Architekturfoto aufgearbeitet.
INFO: " Andreas H. Bitesnich. 25 Years of Photography" im Kunst Haus Wien. 27. Februar bis 9. Juni. Der gleichnamige, von Bitesnich im Eigenverlag publizierte Katalog kostet 39 Euro. Infos unter www.kunsthauswien.at
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