Amy Macdonald im Interview: Zehn Minuten für den Welthit

Amy Macdonald im Interview: Zehn Minuten für den Welthit
Die Schottin spricht über #MeToo, Pete Dohertys Einfluss auf die Karriere und ihr erstes Liebeslied.

Keine einzige Szene wollte Amy Macdonald sehen, als sie gebeten wurde, für den Soundtrack des Films „Patrick“ einen Song über eine starke Frau zu schreiben: „Ich lebe und mache seit dem 18. Lebensjahr alles alleine. Ich konnte das Lied sofort über mich selbst schreiben.“

„Woman Of The World“ heißt der Song, der jetzt als einer von zwei neuen Tracks auf Macdonalds Hit-Sammlung „Woman Of The World – The Best of 2007 – 2018“ erschienen ist. Zwar war der vor der #MeToo-Bewegung fertig, er bekam dadurch aber eine neue Relevanz. Allerdings gibt Macdonald zu, dass sie sich mit der Bewegung nicht stark identifizieren kann, weil ihr im Musikbusiness nie sexuelle Nötigung begegnet ist.

„Aber ich kenne natürlich auch Situationen, in denen ich mich unwohl fühle“, erzählt sie im KURIER-Interview. „Wenn ich zum Beispiel mit einem Mann für ein Foto posiere, und er mir dabei seine Hand auf meinen Hintern legt. Als Frau denkt man dann gern, gut, das passiert halt, weil man es von Anfang an so gewohnt ist. Aber das ist genau der Punkt, weshalb ich es toll finde, dass #MeToo aufkam: So etwas ist einfach unerhörtes Verhalten und darf nicht akzeptiert werden.“

Amy Macdonald im Interview: Zehn Minuten für den Welthit

Amy Macdonald beim Donauinselfest 2017

Jeans und T-Shirts

Auch wenn Macdonald es nie mit Machtmissbrauch zu tun hatte, Sexismus ist ihr im Musikbusiness häufig begegnet: „Zu Beginn war es ein Kampf, als Musikerin gesehen zu werden und nicht nur als hübsches Mädchen mit toller Stimme. Für eine Frau ist das viel schwerer. Und ich fand es ungerecht, dass sich bei mir immer alle über mein Aussehen mokierten, während männliche Künstler so schlampig daherkommen konnten, wie sie wollten, und es jedem egal war. Die Leute sagten, ich sei fett, und nörgelten an meinen Outfits rum. Stylisten, die oft die schlechtestangezogenen Personen im Raum waren, haben mich für Fotosessions in all diese adretten Kleider gesteckt, und ich dachte immer: Nein, das bin nicht ich, ich bin Jeans und T-Shirts! Und man sieht auf den Fotos, wie unwohl ich mich dabei fühlte.“

Jetzt, sagt sie, trage sie bei Fotosessions nur mehr ihre eigenen Outfits. Das habe sie sich aber auch erst in den letzten zwei Jahren erkämpft. Viel zu spät, denn immerhin begann ihre Karriere, als sie mit 17 in ihrem Jugendzimmer den Durchbruchs-Hit „This Is The Life“ schrieb. Ein Ereignis, das sie nie vergessen wird.

Schnellschuss

„Ich habe nur zehn Minuten dafür gebraucht“, erzählt sie. „Ich war am Tag zuvor mit Freunden bei einem Babyshambles-Konzert gewesen. Frontmann Pete Doherty spielte danach in einem Club eine Akustik-Session, wo wir auch dabei sein konnten. Dann sind wir noch zu einer Freundin gegangen, haben die Gitarren ausgepackt, gesungen und Geschichten erzählt. Am nächsten Tag fühlte ich mich so glücklich, dass ich so großartige Freunde habe, und mit ihnen eine so tolle Zeit verbringen kann.“

Amy Macdonald

„This Is The Life“ und andere Hits wird die Schottin im Frühjahr auf einer Tour mit Streichern in Akustik-Versionen vorstellen. Aber trotz der Karriere-Rückschau denkt sie schon an das nächste Album und hat für ihren Mann, den Fußballer Richard Foster, ihre ersten Liebeslieder geschrieben. „Sie sind sehr schnell und fröhlich – ein Ausdruck des großartigen Jahres, das ich mit unserer Hochzeit diesen Sommer und ein paar tollen Auftritten hatte. Allerdings konnte ich Richard nicht in die Augen sehen, als ich sie ihm vorgespielt habe – sonst wäre ich in Tränen ausgebrochen.“

 

INFO:

Am 7. April tritt Amy Macdonald mit einem Akustik-Set und Streichern im Wiener Gasometer auf. Karten gibt es unter www.oeticket.com

Kommentare