Kamel Daoud will sich nicht mehr öffentlich äußern

Der algerische Autor Kamel Daoud will sich nach verbalen Angriffen auf ihn nicht mehr öffentlich äußern. Der 45-Jährige hatte die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln kritisiert und unter anderem in Le Monde und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das "kranke Verhältnis zur Frau, zum Körper und zum Begehren" in den arabischen Ländern geschrieben. Frauen würden dort "verleugnet, abgewiesen, getötet, vergewaltigt, eingeschlossen oder besessen". "Das Geschlecht ist das größte Elend in der Welt Allahs", so Daoud.
Kritik von der "bequemen Caféterrasse"
In der vergangenen Woche warf nun eine Gruppe von Historikern, Soziologen und Philosophen dem Autor und Journalisten in einem offenen Brief vor, mit seinem Text Islamfeindlichkeit zu schüren. Daoud wiederum bezeichnete die Kritik als "illegitim", weil sie aus westlichen Hauptstädten und von Caféterrassen komme, "wo Bequemlichkeit und Sicherheit herrschen". Und legte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nach: "Das ist so, als ob ein algerischer Akademiker von einem italienischen Intellektuellen verlangen würde, nicht mehr über dieses Land zu schreiben".
Daoud aber zieht jetzt so oder so die Konsequenzen. In Le Monde vom Samstag schrieb er, er werde sich künftig nur noch mit Literatur beschäftigen und seine journalistische Arbeit "in Kürze" beenden. Er werde lesen und forschen und sich aus dem "Spiel der Wellen und der Medien" heraushalten", erklärte Schriftsteller, der in der algerischen Zeitung Le Quotidien d'Oran eine Kolumne schreibt.
Fatwa gegen Daoud
Für seinen ersten Roman "Der Fall Meursault - Eine Gegendarstellung" hatte Daoud im Jahr 2015 den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis, erhalten. Darin wird Gott als alt, senil und von Wahnvorstellungen geplagt dargestellt. Seit der Veröffentlichung lastet auf dem Schriftsteller eine Fatwa. Den Mordaufruf hatte der salafistische Geistliche Hamadache Zeraoui getätigt.
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