Pereira präsentierte sein erstes Programm für die Scala

Ein Mann in einem Anzug gestikuliert während einer Rede.
Der umstrittene Scala-Intendant startet die Saison mit 2014/15 mit Beethovens "Fidelio".

Der ab September als Scala-Intendant amtierende Alexander Pereira hat am Dienstag in Mailand das Programm der neuen Saison 2014/2015 vorgestellt. Als neuer Intendant werde er stets die italienische Oper in den Mittelpunkt stellen. "Italiens Opernrepertoire hat an der Scala Priorität", so Pereira. Das Mailänder Theater werde jedoch zugleich auch ein internationales Repertoire anbieten. Eröffnet werde die Saison am 7. Dezember 2014 mit Beethovens "Fidelio"unter Stardirigent Daniel Barenboim.

Pereira, der am 1. September als neuer Scala-Intendant antritt, bezeichnete es als "großartiges Geschenk", das Mailänder Theater führen zu können - und dies trotz der Polemik um seinen Amtsantritt nach dem Skandal um den umstrittenen Kauf von Opern aus Salzburg. 17 verschiedene Opernaufführungen und sieben Ballette sind in der kommenden Saison geplant, berichtete Pereira. Insgesamt wird der Vorhang 270 Mal aufgehen.

Mehr Produktionen

Der künftige Scala-Intendant will die Zahl der Produktionen in Mailand steigern. "In drei Jahren muss die Scala mindestens 60 neue Produktionen realisieren. 20 sollen direkt in der Scala produziert werden, 20 weitere sollen Koproduktionen mit anderen Theatern sein. Außerdem sollen ältere Produktionen neu gestaltet werden", so der Intendant.

Besonders stolz sei er, dass Bernd Alois Zimmermanns "Die Soldaten" im Jänner 2015 in Mailand aufgeführt werde. Dabei handelt es sich um eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen. Geplant ist im kommenden Februar auch die Aufführung der Mozart-Oper "Lucio Silla", die Pereira von den Salzburger Festspielen erworben hatte. "Das ist die Oper, die Mozart für Mailand geschrieben hat", so Pereira. Das Werk war erstmals 1772 in Mailand aufgeführt worden.

Außerdem will Pereira für mehr Zuschauer an der Scala sorgen, indem Aufführungen zu billigeren Preisen angeboten werden. "Mein Hauptziel ist es, immer mehr Kinder und Jugendliche in die Scala zu bringen", so Pereira. Auch um junge Künstler will sich Pereira stärker bemühen. So soll in der Scala eine Akademie eingerichtet werden, an der Stardirigenten dozieren. Die Scala soll überdies verstärkt zu einem internationalen Konzertzentrum aufrücken.

Der Manager richtete einen Appell an die anspruchsvollen "Loggionisti", die berühmt-berüchtigten Habitues der Mailänder Oper, die oft mit ihren Buhrufen und Pfiffen das Klima im legendären Theater vergiften. "Ein Dutzend Starsänger haben mir bereits gesagt, sie wollen nicht an der Scala auftreten, weil sie sich vor den Pfiffen fürchten. Dadurch kann die Scala jedoch nicht mehr Spitzensänger für ihre Aufführungen garantieren, wie sie es verdient", sagte Pereira. Er rief die "Loggionisti" zu einem Stillhalteabkommen auf. "Sonst richtet sich die extreme Kritik gegen die Scala", warnte der gebürtige Wiener. Zu den Sängern, die im Laufe der nächsten Saison auftreten sollen, zählt die Sopranistin Cecilia Bartoli. Der Manager überzeugte die künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele zu einem Comeback an der Scala in der kommenden Saison mit einem Vivaldi-Programm.

"Wir planen eine Spitzensaison, bei der sich die Scala der ganzen Stadt und vor allem den Jugendlichen öffnen wird. Wir planen die beste Saison der letzten 50 Jahre", versicherte der Mailänder Bürgermeister Giuliano Pisapia, der Präsident der Scala-Stiftung ist. "Die Scala will sich angesichts der Expo besonders profilieren. Wir setzen auf Innovation, ohne auf die Vergangenheit und die Geschichte der Scala zu verzichten", erklärte Pisapia und dankte dem scheidenden Intendanten Stephane Lissner, der im August zur Opera de Paris wechselt, für die seit 2005 in Mailand geleistete Arbeit.

Die Scala beginnt die Saison 2014/2015 mit Beethovens "Fidelio". Bei der Premiere am 7. Dezember steht der Stardirigent Daniel Barenboim am Pult. Regisseurin ist Deborah Warner. Die Hauptrollen übernehmen die Sängerinnen Anja Kampe und Mojca Erdmann.

Barenboim wird im Laufe der Saison auch als Pianist auftreten. Der israelisch-argentinische Dirigent wird Schubert-Sonaten im Rahmen einer Reihe von Konzerten spielen, die dem österreichischen Komponisten gewidmet sind.

Die kommende Spielzeit ist für die Scala besonders wichtig, da im kommenden Jahr die Weltexpo in Mailand geplant ist, die Millionen von Besuchern in die lombardische Hauptstadt locken wird. Wegen der Expo, die vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 stattfindet, soll die Scala jeden Abend Aufführungen für die 20 Millionen Besucher, die in der Stadt insgesamt erwartet werden, anbieten.

Philharmoniker bei Weltexpo

Zur Eröffnung der Weltexpo am 1. Mai 2015 ist eine Aufführung der "Turandot" unter der Leitung von Riccardo Chailly, designierter Musikdirektor der Scala, angesetzt. Regisseur ist Nikolaus Lehnhoff. Vorgesehen sind auch zwei Auftritte der Wiener Philharmoniker und des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde am 25. und 26. Juni unter der Regie von Mariss Jansons. Am 26. Juni steht Österreich im Rampenlicht der Weltexpo.

Zu den Highlights der Saison zählt im Februar und im März 2015 die "Aida" unter der Leitung von Lorin Maazel und der Regie von Peter Stein. Geplant ist im kommenden Februar auch die Aufführung der Mozart-Oper "Lucio Silla", die Pereira von den Salzburger Festspielen erworben hatte. Die anderen Salzburger Opern aus dem Paket sollen in der darauffolgenden Saison aufgeführt werden.

Mitte Mai hatte der Scala-Aufsichtsrat beschlossen, Pereiras Vertrag von sechs Jahren auf 15 Monate zu verkürzen. Damit zog der Aufsichtsrat die Konsequenzen eines umstrittenen Opernkaufs von den Salzburger Festspielen.

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