Direktor von Filmfestival Venedig: "Es ist ein Leben voller Opfer"
Alberto Barbera, Direktor des Filmfestivals in Venedig.
Das Publikum der Filmfestspiele von Venedig ist nach Angaben des Festivaldirektors Alberto Barbera in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Die Zahl der verkauften Tickets sei von 35.000 im Jahr 2012 auf mehr als 103.000 in diesem Jahr gestiegen.
"Die Welt der Festivals hat sich enorm verändert. Früher waren sie Veranstaltungen für wenige Journalistinnen, Journalisten und Branchenleute, heute kommen tausende Menschen", sagte Barbera in einer Vorlesung an der Accademia di Belle Arti von Brera in Mailand am Donnerstag, wie die italienische Nachrichtenagentur ADNKronos berichtet. Barbera kritisierte, dass die Kosten für Unterkünfte und Verpflegung am Lido "enorm" seien. Es gebe jedes Jahr Spekulationen seitens Hotels und Vermietern. "Die Preise sind einfache skandalös", bemängelte Barbera.
Barbera lobt verbesserte Qualität der Kinosäle
Rückblickend auf den Beginn seiner aktuellen Amtszeit als Festivaldirektor 2012 sagte Barbera, das Festival habe damals nur vier Kinosäle mit aus seiner Sicht unzureichender Qualität und unzureichenden Serviceleistungen zur Verfügung gehabt. Er habe daher von der Biennale umfangreiche Investitionen zur Modernisierung der bestehenden Strukturen gefordert, beginnend mit der "Sala Grande" im Palazzo del Cinema. Zudem habe man "sehr viel investiert", um jungen Menschen den Besuch der Mostra zu erleichtern, etwa durch ermäßigte Abonnements und in vielen Fällen stark vergünstigte Angebote für Studierende.
Die Zahl der für die Filmfestspiele von Venedig eingereichten Werke ist laut Barbera in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zuletzt seien 4.000 Filme eingereicht worden. "4.000 Filme zu sehen, bedeutet, jeden Tag Filme zu schauen, sieben Tage die Woche", erklärte Barbera. Er höre keine Musik, lese keine Bücher und treffe kaum Freunde. "Es ist ein Leben voller Opfer", klagte Barbera. Etwa 80 Prozent der Produktionen seien von sehr geringer Qualität und könnten zum Festival daher nicht zugelassen werden. "Den ganzen Tag schlechte Filme zu sehen, ist extrem ermüdend und demotivierend", meinte der 75-Jährige.
Die Auswahl der Filme für das Filmfestival von Venedig sei anspruchsvoll. "Wir haben 70 bis 80 Filme im Programm. Stellen Sie sich vor, wir müssen aus 4.000 Titeln auswählen", sagte Barbera. Eine zusätzliche Herausforderung sei, bereits im Jänner Filme zu bewerten, die möglicherweise erst im September gezeigt werden sollen, während in der Zwischenzeit neue, womöglich bessere Titel hinzukommen.
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