Albertina: Murmeltier statt Dürer-Hase

Das Nagetier ist in der Kiste: Es lugt unter dem offenen Deckel hervor, den eine junge Dame in einem Aquarell von Jean-Honoré Fragonard aus den 1780er-Jahren hält.
Dem (männlichen) Betrachter fallen zuerst wohl eher die roten Wangen, der tiefe Ausschnitt und der kokette Blick der Dame auf: Das Bild signalisiert die sexuelle Verfügbarkeit der Frau, es steht in einer Tradition, die man in Wien etwa von Wäschermädel-Darstellungen kennt. In Frankreich waren die Pendants zu den „Wiener Typen“ Menschen aus Savoyen, die mit Murmeltieren in die Städte tingelten und dort - wohl nicht nur – Lieder und Kunststücke darboten.
Frankreich im Schatten
Die Schau „Poussin bis David“ in der Albertina (bis 25. 4.) ist in mehrfacher Hinsicht ein kultureller Crash-Kurs: Französische Kultur- und Kunstgeschichte wird abseits frankophiler Kreise hierzulande nicht übermäßig gepflegt, auch vom Museumsbetrieb nicht. Die vorliegende Schau ist verwunderlicherweise die erste dezidierte Präsentation der französischen Zeichnungssammlung der Albertina, die mit 2800 Blättern als größte ihrer Art außerhalb Frankreichs gilt.

Die Zeichnungen, die größtenteils unter Sammlungsgründer Albert von Sachsen-Teschen – einem Schwager der Königin Marie Antoinette – zusammengetragen wurden, spiegeln die Vorlieben dieser Gesellschaft und bringen zugleich die Eigenheiten und Lehrer-Schüler-Beziehungen ihrer Hofmaler, Porträtisten und Palast-Ausstatter näher.
Luxus-Picknick

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