Doch Halt: Für Nachrufe sei es zu früh. Viel zu früh. Denn in seinen letzten elfeinhalb Monaten will Schröder noch viel realisieren. Und als dritten Standort (neben dem Hauptgebäude und der Dependance modern im Künstlerhaus) am 9. April das ehemalige Essl-Museum als Albertina Klosterneuburg bespielen. Vorerst aber nur temporär: Das Schaudepot schließt am 2. November; wie es danach weitergeht, habe Gleis zu entscheiden, der sich aber „sehr über diesen neuen Standort“ freue.
Quasi auf eigene Faust
Bekanntlich überdauerte die von Karlheinz Essl aufgebaute Sammlung dank des Unternehmers Hans Peter Haselsteiner den Konkurs der Baumax-Kette 2014 – und ein Großteil kam in der Folge als Schenkung in die Albertina. 2016 wurde das Essl Museum geschlossen, in der Folge wurde es für die Albertina als Lager, Restaurierwerkstätte, Rahmentischlerei und Fotoatelier angemietet.
Schröder ging schon länger mit der Idee schwanger, in Klosterneuburg „gleichsam ein Schaudepot“ einzurichten. Es gab dafür aber keinen offiziellen Auftrag der Kulturpolitik. Das Projekt realisiert der scheidende Direktor daher quasi auf eigene Faust. Die achtmonatige Bespielung koste bloß so viel wie eine kleine Ausstellung – etwa 150.000 Euro. Nicht weiter ins Gewicht seien zudem die nötigen Adaptierungsmaßnahmen gefallen.
Als Grund für die Reaktivierung des Essl Museums nannte Schröder den in seiner Zeit „dynamisch gewachsenen“ Bestand mit 65.000 Exponaten zeitgenössischer Kunst. „Es ist nicht nur unsere Aufgabe zu sammeln, sondern die Werke auch zu zeigen.“ Im Palais aber bestehe keine Möglichkeit mehr, Flächen zu generieren. In Klosterneuburg können zudem große Skulpturen gezeigt werden. Die zwei für heuer geplanten „Hängungen“ beziehungsweise „Selektionen“ mit je 100 großformatigen Werken seit 1945 werde er selbst auswählen. Langfristig soll die Wiese um das Museum herum als Skulpturengarten genützt werden, aber das müsse Gleis entscheiden.
Der Eintrittspreis werde moderat ausfallen, es ginge nicht darum, Erträge zu erwirtschaften. Auch deshalb, weil der Verbund als Jahrespartner gewonnen werden konnte. Auffällig ist, dass ab 29. Februar in der Albertina die Überblicksschau „20 Jahre Sammlung Verbund“ mit vielen feministischen Positionen präsentiert wird. Einen Zusammenhang stellte der Direktor jedoch in Abrede.
Ein Ende ohne Ende
Als „Highlights“ dieses Jahres nannte er die Retrospektiven Roy Lichtenstein (8. 3. bis 14. 7.), Robert Longo (4. 9.–2. 2. 2025), Marc Chagall (28. 9. –9. 2. 2025) und Erwin Wurm zu dessen 70. Geburtstag (13. 9.–23. 2. 2025) an. Gestartet wird der Reigen mit „The Beauty of Diversity“ ab 16. Februar in der Albertina modern. Weitere Ausstellungen widmen sich Eva Beresin, Franz Grabmayr, Alfred Kubin, Gregory Crewdson und Bruno Gironcoli in Kombination mit Toni Schmale. Und das Ende wird nicht das Ende sein: Schröder kündigte eine Schau mit Rubens-Zeichnungen an.
Zu Beginn der Pressekonferenz hatte er einen Blick auf 2023 geworfen: Man zählte 230.000 Besuche in der Dependance – und knapp eine Million im Palais. Die Albertina konnte daher an die Vor-Corona-Jahre (2018 und 2019 mit je über einer Million) anschließen, aber sie nicht übertreffen. Das Belvedere hingegen brach den Rekord (1,72 Millionen 2019) mit etwa 1,8 Millionen Besuche noch einmal.
Der Albertina fehle halt die Cashcow, sagte Schröder. Dessen „Wappentier“, der Dürer-Hase, sei mit Gustav Klimt nicht zu vergleichen.
Kommentare