„Das Konzept von ,True North‘, dass wir Songs über die Umwelt, den Status ihrer Zerstörung und unsere diesbezüglichen Gefühle in Bodø live mit einem Orchester aufnehmen und das mit einem zugehörigen Film verbinden, stammt von unserem Keyboarder Magne Furuholmen“, erklärt Morten Harket im Interview mit dem KURIER. „Aber natürlich ist uns allen das ein starkes Anliegen.“
Vielleicht wegen dieser Entstehungsgeschichte klingen die ersten neuen A-ha-Songs seit 2015 durchwegs wie Filmmusik – manchmal opulent wie bei „I’m In“ und „Between The Halo And The Horn“ bei Songs wie „You Have What It Takes“ aber auch reduzierter und auf Harkets Stimme fokussiert.
Auch wenn alle Songs diesmal von Furuholmen und Gitarrist Pal Waaktaar-Savoy stammen, ist Harket derjenige der Band, der sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt, immer wieder auf die Gefahren des Klimawandels hinweist und seit 1989 nur Elektroautos fährt.
„Es ist ja nicht so schwer zu durchschauen: Die Erde ist ein begrenzter Raum und hat nur begrenzte Ressourcen. Da ist es offensichtlich, dass es für das Überleben der Menschheit essenziell ist, die Natur in gutem Zustand zu erhalten“, sagt er. „Ich bin auch ehrlich immer noch optimistisch, was die diesbezügliche Zukunft angeht. Initiativen wie die von Greta Thunberg geben mir die Kraft dazu. Zwar wissen wir nicht genau, wo wir mit dem Klimawandel stehen und ob wir den Punkt nicht schon überschritten haben, wo sich das verselbstständigt und eine ständige Verschlechterung nicht mehr aufzuhalten ist. Aber ich weiß auch, dass wir Menschen zu absoluten Großleistungen fähig sind, wenn wir uns wirklich dahinterklemmen.“
Aber dazu, erklärt der 63-Jährige weiter, braucht es eben Zusammenarbeit, vor allem aber „drastische Veränderungen in unserem Wertesystem“.
„Wir wollen immer mehr und mehr, produzieren Dinge, die wir nicht brauchen, um kurzlebige Bedürfnisse zu befriedigen, und lassen uns dabei von unseren Urinstinkten leiten. Wir wollen Sicherheit, Macht, Geld oder was immer. Wir wollen – wie der Ukraine-Krieg zeigt – Garantien gegeneinander. Damit sind wir selbst unsere größten Feinde und gefährden nicht nur uns selbst, sondern auch jedes andere Leben auf diesem Planeten.“
Das beste Mittel, um dem entgegenzuwirken, ist nach Harkets Meinung, die Wahrheit zu erkennen. „Es gibt nicht deine und meine Wahrheit. Die Wahrheit existiert einfach nur. Sie basiert auf Fakten und das Schöne an ihr ist: Sie ist nicht bestechlich. Wir müssen uns selbst beibringen, die Wahrheit hinter dem zu erkennen, was alles in dieser Informationsflut auf uns zukommt. Und dann werden wir auch die Politiker wählen, die die richtigen Entscheidungen treffen, und nicht die, die wir mögen, weil sie große Sprüche klopfen, gut argumentieren können oder in ihrer Propaganda das sagen, was wir hören wollen.“
Auch wenn Harket gerade an einem Solo-Album arbeitet, will er sich in naher Zukunft auch weiter mit diesen Themen beschäftigen. Denn eine A-ha-Tournee zum Album „True North“ wird es nicht geben.
„Wir haben gerade eine fünfmonatige Tour beendet, die wegen der Pandemie verschoben war, und brauchen eine Pause“, sagt er. „Es ist ja kein Geheimnis, dass es viele Spannungen in der Band gibt. Wir streiten viel – eigentlich immer über kindische Sachen. Denn wir sind nicht als Freunde zusammengekommen, sondern als Musiker, die nach England gegangen sind, um Karriere zu machen.“
Wie und wann es mit A-ha weitergeht, kann Harket deshalb nicht sagen. Aber: „Wir spüren trotz all der Streitereien tief in unserem Inneren eine starke Verbindung zu den anderen und haben großen Respekt voreinander.“
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