73. Berlinale: Caligari-Filmpreis geht mit Selma Doborac nach Österreich

Cornelius Obonya in der Täter-Studie von Selma Doborac: "De Facto“ wurde auf der Berlinale mit dem Caligari-Preis ausgezeichnet
Auszeichnungen der unabhängigen Jurys vergeben - Caligari-Filmpreis für die Täter-Studie "De Facto" von Selma Doborac an Österreich

Das als einer der Favoriten geltende Coming-of-Age-Drama "20.000 especies de abejas" hat sich beim Berlinale-Filmvestival erste Preise sichern können. Der Film der spanischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren wurde am Samstag in Berlin zweimal mit Auszeichnungen der unabhängigen Jurys bedacht. Auch der deutsche Beitrag "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak bekam einen der Preise. Nach Österreich ging der Caligari-Filmpreis für den Film "De Facto" von Selma Doborac.

Die in Bosnien und Herzegowina geborene und in Wien lebende Filmemacherin stellte sich in ihrem  zweiten Langfilm die Frage, inwieweit sich extreme Gewalt und Täterschaft im Kino repräsentieren lässt, ohne dass man damit gemeinsame Sache macht?
 In „De Facto“ arbeitete Doborac mit zwei Schauspielern –  Christoph Bach und  Cornelius Obonya –, die   an einem Tisch sitzen, den der österreichische Künstler Heimo Zobernig entworfen hat, und isoliert voneinander horrende Texte sprechen. Gefilmt in langen Einstellungen, setzen sich ihre  Monologe aus Gerichtsurteilen, Täterberichten und Zeugenaussagen zusammen .
Die Jury begründete ihr Wahl folgendermaßen: „Mit unglaublicher Wucht macht der Film nur durch das gesprochene Wort und seine Verkörperung das Nachleben der Gewalt ebenso erfahrbar wie ihre bedrohliche Aktualität.“

73. Berlinale: Caligari-Filmpreis geht mit Selma Doborac nach Österreich

Caligari-Filmpreis geht an die in Wien lebende Regisseurin Selma Doborac

Solaguren erzählt die gefühlvolle Geschichte eines achtjährigen Kindes, das auf der Suche nach seinem Geschlecht ist. Dem Film werden Chancen bei der Jagd auf den Goldenen und die Silbernen Bären ausgerechnet. Mit nach Hause nehmen kann die Regisseurin in jedem Fall die Preise von Gilde Filmpreis & AG Kino Gilde sowie der Jury aus Leserinnen und Lesern der "Berliner Morgenpost".

Der deutsche Filmemacher Çatak erhielt für "Das Lehrerzimmer" den CICAE Art Cinema Award in der Sektion Panorama. Der Film schildert einen Mikrokosmos Schule, in dem sich die von Leonie Benesch gespielte Lehrerin zwischen den Fronten aufreibt. Der Forum-Preis dieses internationalen Verbandes von Filmkunsttheatern ging an "El rostro de la medusa The Face of the Jellyfish" von Melisa Liebenthal um die Beklemmungen der Protagonistin Marina.

Der mit 5.000 Euro dotierte Amnesty International Filmpreis wurde "Al Murhaqoon (The Burdened)" von Amr Gamal zuerkannt. Der jemenitische Regisseur erzählt von der Odyssee eines Ehepaars in der Hafenstadt Aden, das sich ein viertes Kind nicht leisten kann.

Geburtstagsfeier

Den Hauptpreis der Ökumenischen Jury sicherte sich der Wettbewerbsbeitrag "Tótem" von Lila Avilés. Es geht um die Geburtstagsfeier eines kranken jungen Vaters, die zugleich Abschied ist. Zwei weitere Preise dieser Jury gingen an "Jaii keh khoda nist (Where God Is Not)" von Mehran Tamadon und "Sages-femmes (Midwives)" von Léa Fehner. Eine besondere Erwähnung gab es hier zudem für "Sur l"Adamant" von Nicolas Philibert.

In der Sektion Cinema Vision 14plus ging der Gilde Filmpreis & AG Kino Gilde an "And the King Said, What a Fantastic Machine" von Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck. Der Film um den Aufstieg der Bildkultur wird damit auf eine Tour durch deutsche Programm geschickt.

Der Preis der Jury aus Leserinnen und Lesern des "Tagesspiegel" ging an "Orlando, ma biographie politique - Orlando, My Political Biography" von Paul Preciado. Der Film, am Freitagabend bereits mit einem Teddy Award ausgezeichnet, basiert auf Virginia Woolfs Roman "Orlando" über einen jungen Mann, der am Ende eine 36-jährige Frau ist. Preciado erzählt von weltweit vielen verschiedenen Menschen im Alter von acht bis 70 Jahren, die eine solche Wandlung durchlebt haben.

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