Bregenzer Festspiele eröffnet: Fischer betont Menschenwürde

Die 70. Bregenzer Festspiele sind am Mittwochvormittag von Bundespräsident Heinz Fischer feierlich eröffnet worden. In den Ansprachen von Fischer, Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler standen die Themen Frieden, Solidarität, Freiheit und Menschenwürde im Mittelpunkt. Fischer mahnte, ins Land gekommenen Flüchtlingen "ein Stück Menschenwürde zu gewähren".

Gratulation
Den Bregenzer Festspielen gratulierte das Staatsoberhaupt zur Entwicklung seit den Anfängen im Jahr 1946. "Wer hätte sich damals vorstellen können, dass die Bregenzer Festspiele im Jahr 2015 zum weltweit besten Festival gekürt werden?", fragte Fischer, um gleich fortzusetzen: "Und doch ist es so." Im Nachdenken über das Erfolgsgeheimnis von Festspielen nannte der Bundespräsident einige Gegensatzpaare, etwa die Verbindung "einer internationalen Ausrichtung mit lokalen Stärken und Besonderheiten". Auch die "wunderbare Landschaft" zählte Fischer als Bregenzer Erfolgskriterium auf, und: die künstlerische Leitung, die den Unterschied zwischen "gut" und "exzellent" zustande bringen müsse.
Ostermayer

Europa habe in den vergangenen Jahrzehnten im grundsätzlichen Bekenntnis zu gemeinschaftlichem Handeln und mit dem grundsätzlichen Willen zum Kompromiss, zur Solidarität, aus der Geschichte gelernt. Als in den vergangenen Tagen das Wort "übersolidarisch" (von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), Anm.) im Sinne von "zu viel" verwendet worden sei, habe ihn das nachdenklich und besorgt gemacht. Der Begriff suggeriere, es könnte "ein zu viel an Miteinander geben. In jeder und daher auch in unserer Gesellschaft kann es nie zu viel an Solidarität geben", betonte der Minister. Solidarität sei das Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens und der gegenseitigen Hilfe. In diesem Geist sei Europa nach dem Krieg neu errichtet worden.
Kultureller Wiederaufbau

Als Leitmotive der Bregenzer Festspiele unterstrich der Festivalpräsident "Offenheit, Toleranz und Förderung". Man werde auch heuer wieder versuchen, diesen Grundsätzen verantwortungsvoll gerecht zu werden, nicht nur in der Thematik der Produktionen. Im Mittelpunkt bleibe die Kunst. Zudem begrüßte er die neue Intendantin Elisabeth Sobotka bei ihrer ersten Bregenzer-Festspiel-Eröffnung als "die Lösung" und als "Bereicherung aus dem Osten". Fischer und Ostermayer wünschten der ehemaligen Grazer Opernintendantin ebenfalls viel Glück und Erfolg.
Heute Abend feiert bei den Bregenzer Festspielen Giacomo Puccinis "Turandot" auf der Seebühne Premiere, am morgigen Donnerstag stehen "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach im Festspielhaus auf dem Programm. Für das Spiel auf dem See sind 179.000 Karten aufgelegt, fast 90 Prozent davon sind gebucht.
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