Zwischen Aufbruch und Umsetzung
 
            
            Von Helene Tuma
Österreich setzt seit Jahren konsequent auf den Ausbau erneuerbarer Energien – mit ambitionierten Zielen und wachsendem Handlungsdruck, denn bis 2040 will Österreich klimaneutral sein. Bereits heute stammen rund 80 Prozent des heimischen Stroms aus erneuerbaren Quellen, vor allem aus Wasserkraft. Doch um die vollständige Dekarbonisierung zu erreichen, müssen Bereiche wie Wärme, Verkehr und Industrie umfassend umgestellt werden.
Der Ausbau von Photovoltaik, Windenergie, Biomasse und Geothermie spielt dabei eine zentrale Rolle. „Wir brauchen eine stabile, nachhaltige Energieversorgung, um unabhängig und wettbewerbsfähig zu bleiben. Österreich muss den Mut haben, die Energiewende als größtes Infrastrukturprojekt der Zweiten Republik zu begreifen.
Innovative Technik und ökologische Lösungen gehen dabei Hand in Hand. Beispielsweise ist Sonnenenergie vom Feld eine innovative Lösung, um bereits bewirtschaftete Acker- und Grünlandflächen doppelt zu nutzen und das faktisch ohne nennenswerten Flächenverlust.
Auch der Einsatz von grünem Wasserstoff, intelligenten Speichersystemen und digital gesteuerten Netzen trägt dazu bei, Energie nachhaltiger und noch verlässlicher bereitzustellen“, erklärt Energie AG CEO Leonhard Schitter.
Innovative Technologien
„Die Zukunft gehört ganz klar den Erneuerbaren Energien. Wir arbeiten an einer sicheren, erneuerbaren und leistbaren Energiezukunft. Damit diese gelingt, braucht es innovative Technologien, wie
etwa digitale und intelligente Lösungen, die Erzeugung und Verbrauch in Einklang bringen“, so EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz. Mit einer installierten Leistung von rund 500 Megawatt
gehört die EVN schon jetzt zu den größten Windenergieunternehmen Österreichs. Bis 2030 soll die Kapazität auf rund 770 Megawatt erweitert werden. Auch die Leistung der Photovoltaik-Anlagen soll weiter deutlich erhöht werden.
Die EVN investiert bis 2030 rund fünf Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energie, Netzinfrastruktur und in die Trinkwasserversorgung.
Mit über 480 Anlagen ist Wien Energie der größte Photovoltaikbetreiber Österreichs. „Mit jeder neuen Photovoltaikanlage gehen wir einen weiteren Schritt zu einer nachhaltigen, leistbaren und unabhängigen Energieversorgung“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung und weiter: „Im Jahr 2024 haben wir unser Erneuerbaren-Portfolio so stark erweitert, wie noch nie zuvor.
Bereits jetzt können wir Ökostrom für umgerechnet über 770.000 Wiener Haushalte aus unseren Anlagen erzeugen. Mit einem Rekord-Ausbau in Photovoltaik und einer Steigerung unserer Windkraft um 50 Prozent bis 2026 haben wir in den letzten zwölf Monaten wichtige Schritte gesetzt. Insgesamt investieren wir bis 2029 eine Milliarde Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien.“
Großes Interesse
Durch die Energiewende stehen jedoch viele Unternehmen vor finanziellen Herausforderungen, denn die Investitionen in neue Energiesysteme, Speicherlösungen oder energieeffiziente Produktionsprozesse sind kostenintensiv. Hinzu kommen komplexe Genehmigungsverfahren, Förderanträge und technologische Umstellungen, die gerade für kleinere Betriebe eine Hürde darstellen.
Dennoch ist das Interesse der Unternehmen vorhanden. Leonhard Schitter: „Wir beobachten bei den Unternehmen ein großes Interesse an nachhaltigen Energielösungen. Ein gutes Beispiel ist grüner Wasserstoff: Als Energie AG investieren wir gezielt in die notwendige Infrastruktur wie das Wasserstoff-Startnetz zwischen Linz und Sattledt.
Zudem fördern wir nachhaltige Kooperationen, von Industriepartnerschaften bis hin zur Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. Zusätzlich errichten wir in den kommenden Jahren Erzeugungsanlagen, sogenannte „Wasserstoff-Hubs“, in Oberösterreich. Langfristig soll grüner Wasserstoff auch als saisonaler Speicher für große Mengen an erneuerbarer Energie wie Wind- und Sonnenstrom dienen.“
Energiekosten
EEnergiekosten sind ebenfalls ein sensibler Standortfaktor für Unternehmen. Schitter: „Wir rechnen mit einer leichten Entspannung, sobald die Märkte sich stabilisieren und mehr erneuerbare Energie in die Netze eingespeist wird. Gleichzeitig sind Investitionen in Netze, Speicher und Versorgungssicherheit nötig – diese verursachen kurzfristig Kosten, schaffen aber langfristige Preisstabilität.
Das Niveau vor 2022 wird allerdings nicht mehr erreicht werden. Ein Infrastrukturfond, wie von uns vorgeschlagen, würde zusätzlich Netzbetreiber entlasten und den Ausbau der notwendigen Netzinfrastruktur vorantreiben.“ Stefan Szyszkowitz: „Haupttreiber für die steigenden Energiekosten der letzten Jahre waren die internationalen Entwicklungen rund um Russland und das damit verbundene Ende der Gaslieferungen.
Gleichzeitig bauen wir das Energiesystem in Richtung erneuerbarer Energien um. Diese erneuerbaren Energien brauchen starke Netze. Dementsprechend hoch sind die Investitionen in die Netzinfrastruktur, die sich wiederum auf die Netzkosten auswirken.
Langfristig wird das neue Energiesystem heimische Ressourcen nutzen und uns damit auch ein Stück weit unabhängiger machen. Das wird sich auch auf den Preis positiv auswirken.“
Helene Tuma
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