Rückgrat der Versorgung

Lebensmittel
Der österreichische Handel befindet sich im Wandel. Nachhaltigkeit, Regionalität und Transparenz gewinnen an Bedeutung, während Preisbewusstsein und Komfort entscheidend bleiben.

Von Herta Scheidinger

Der Lebensmittelhandel in Österreich steht komplexen Herausforderungen. Steigende Energie- und Personalkosten setzen die Margen der Händler zunehmend unter Druck, während gleichzeitig Preisdiskussionen für Verunsicherung sorgen. Nachhaltigkeit und Regionalität gewinnen weiter an Bedeutung, was Anpassungen in der Lieferkette und beim Sortiment erfordert.

Laufende Investitionen

Dennoch wird von den Lebensmittelhändlern kräftig in den Standort und damit in die Zukunft investiert. Rewe hat angekündigt in den kommenden Jahren rund 600 Mio. Euro in die Modernisierung des Logistikzentrums in Wiener Neudorf zu investieren. „Damit setzen wir ein klares Zeichen für den Wirtschaftsstandort Österreich und investieren in die Zukunft der Lebensmittelversorgung. 

Wir schaffen dort eine der modernsten Handelslogistikplattformen Europas, die ein nachhaltiges und resilientes Rückgrat für unsere Versorgungskette sein wird“, erklärt dazu Marcel Haraszti, Vorstand der REWE International AG. REWE will so die Warenströme bündeln, Transportaufkommen reduzieren und die Versorgungssicherheit erhöhen. „Wir schaffen neue Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Logistik, Technik und IT. Die größte Investition eines Privatunternehmens in Niederösterreich wird dem Land wichtige wirtschaftliche Impulse geben“, so Haraszti.

Für die konsumentenfreundliche Gestaltung der Standorte nimmt man bei Hofer Geld in die Hand. „Wir möchten für unsere Kundinnen und Kunden den Einkauf so einfach wie möglich gestalten. Dazu zählt einerseits ein optimiertes Angebot, andererseits zählt ebenso ein effizientes und angenehmes Einkaufserlebnis zu den Kundenbedürfnissen. 

Daher haben wir in den vergangenen Jahren alle Filialen im Bereich Frischware, im Verkaufsraum sowie am Design modernisiert“, heißt es von Hofer. Dazu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit – wie die Errichtung von PV-Anlagen an jedem Filialdach, das technisch dafür geeignet ist sowie Pfand- als auch die E-Ladestationen.

Breit aufgestellt

Spar setzt auf Vielfalt und ein breites Angebot und ist in den Geschäftsfeldern Lebensmittelhandel, Sportfachhandel und im Bereich Shopping-Center tätig. Die Zukunft sieht man dort divers und über die Landesgrenzen hinausgehend. 

Im Lebensmittelhandel ist die SPAR Österreich-Gruppe mittlerweile neben Österreich auch in Slowenien, Ungarn, Kroatien, Norditalien sehr erfolgreich unterwegs. „Auch 227 Hervis Stores und 31 Shopping-Center gehören zu unserem Portfolio. Wir sind Händler aus Leidenschaft und genau da sehen wir unsere Stärke. Das können wir einfach gut und das soll auch so bleiben“, so Hans K. Reisch, CEO von Spar.

Hohe Filialdichte

Österreich hat mit etwa 60 Supermärkten pro 100.000 Einwohner eine doppelt so hohe Supermarktdichte wie der EU-Durchschnitt. Die Lebensmittelhändler sehen das als Pluspunkt im Bereich der Lebensmittelversorgung. „Viele Supermärkte sind für Konsumenten von Vorteil. In Österreich muss niemand weit gehen zum nächsten Nahversorger. Das ist gut so! Als Händler muss man immer schauen, dass man den Konsumenten das beste Angebot macht. Denn sie können jederzeit zum Mitbewerber gehen“, so Hans K. Reisch. Was die Kunden betrifft liegen die Supermarktketten richtig, denn die Österreicher schätzen es, einen Supermarkt in nächster Nähe zu haben.

Preisgestaltung

Die Preisgestaltung bei den Lebensmittelhändlern war kürzlich in aller Munde. In den vergangenen Jahren sind die Lebensmittelpreise in Österreich massiv gestiegen – Grundnahrungsmittel kosten heute fast 50 Prozent mehr als noch 2019. Hinzu kommt der „Österreich-Aufschlag“. Haraszti findet dafür deutliche Worte: „Der sogenannte „Österreich-Aufschlag“ der Lebensmittelindustrie ist ein Treiber für Preisunterschiede bei Markenartikeln und hat Auswirkung auf den gesamten Lebensmittelhandel in Österreich. 

Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung nun beschlossen hat, sich auf EU-Ebene für ein rasches Verbot dieser unfairen Handelspraktiken einzusetzen, die österreichische Konsumentinnen und Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf benachteiligen.“ Bei Preisvergleichen sei weiters zu berücksichtigen, dass Österreich einen deutlich höheren Aktionsanteil aufweist als zum Beispiel Deutschland. „Viele Produkte werden hierzulande regelmäßig unter dem eigentlichen Preis verkauft – ein Faktor, der in internationalen Preisvergleichen meist nicht berücksichtigt wird und das Bild verzerrt“, so Haraszti.

Doch wie kommen die Preise zustande? Dazu erklärt Reisch: „Kein Land hat dieselben Preise, weil kein Land dieselben Bedingungen hat. Preise sind von den Erzeugern und der Landwirtschaft und deren Rahmenbedingungen abhängig, zudem von den Mieten, den Energiekosten und vielen Faktoren mehr. In Österreich kommt auch noch eine komplizierte Logistik dazu, weil wir ja in jedes Gebirgstal fahren müssen, um die Nahversorgung zu sichern.“

Hofer nennt weitere Faktoren: „Die Konditionen sind aufgrund der geringeren Abnahmemengen des österreichischen Marktes im Vergleich zum deutschen Markt unterschiedlich. Ein weiterer, wenn auch kleiner Faktor, ist die höhere Mehrwertsteuer in Österreich.“

Herta Scheidinger

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