Produktsicherheit bedeutet Verantwortung, Kontrolle und Verbraucherschutz
Ob Elektrogeräte, Kinderspielzeug oder Kosmetik – jeden Tag nutzen wir Produkte, denen wir im Idealfall bedenkenlos vertrauen können. Der Markt wächst rasant, die Zahl der Anbieter – auch international – steigt stetig.
Mit Onlinehandel und globalen Lieferketten gelangen Produkte schneller zu uns, doch nicht immer ist klar, welche Standards sie tatsächlich erfüllen. Allein die Vielzahl an Materialien, technischen Komponenten und chemischen Stoffen macht den Sicherheitsanspruch komplexer.
Für Verbraucher bedeutet das: Sie sind mehr denn je darauf angewiesen, dass Qualitäts- und Sicherheitskontrollen zuverlässig funktionieren. Denn fehlerhafte Elektrogeräte können Brände auslösen, schadstoffbelastetes Spielzeug die Gesundheit gefährden und mangelhaft verarbeitete Produkte zu gefährlichen Unfällen führen.
Produktsicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Hinter den Kulissen sorgen strenge Prüfverfahren, unabhängige Labore und gesetzliche Vorgaben dafür, dass Konsumenten geschützt sind.
Gleichzeitig zeigt die Praxis immer wieder: Nur durch konsequente Produkttests und einen kritischen Blick lassen sich Risiken frühzeitig erkennen.
Gesetzliche Vorgaben
Österreich verfügt über ein dichtes Netz an Regelungen, Marktüberwachungsbehörden und Kontrollmechanismen, die sicherstellen sollen, dass gefährliche Produkte gar nicht erst in Umlauf gelangen oder rasch vom Markt verschwinden.
Die Grundlage bildet das österreichische Produktsicherheitsgesetz (PSG), das europäische Vorgaben – insbesondere die EU-Produktsicherheitsverordnung – in nationales Recht umsetzt. Ein wichtiges Prinzip darin: Hersteller, Importeure und Händler tragen klare Verantwortung.
Sie müssen gewährleisten, dass ihre Produkte grundlegende Sicherheitsanforderungen erfüllen, korrekt gekennzeichnet sind und im Fall von Risiken schnelle Maßnahmen ergriffen werden.
Besonders strenge Regeln gelten für spezifische Produktgruppen wie: Kinderspielzeug, elektrische Geräte, persönliche Schutzausrüstung und Medizinprodukte. Hier verlangt die EU häufig CE-Kennzeichnungen, technische Prüfungen oder genaue Konformitätserklärungen.
Transparente Ergebnisse
Überraschungskontrollen, Laboruntersuchungen und Online-Monitoring – etwa von Marktplätzen und Webshops – gehören inzwischen zum Standard. Unabhängige Prüfinstitute wie TÜV Austria oder ÖAMTC veröffentlichen ihre Ergebnisse transparent und machen Produkttests zur zentralen Säule des Verbraucherschutzes.
„Normen und Richtlinien sind eine gute Basis für die Produktsicherheit in Europa, aber eben nur eine Mindestanforderung. Wenn Tests zusätzlich für Konsumenten wichtige Eigenschaften darstellen, glaubwürdig durchgeführt werden und die Produkte im Handel ohne Einflussnahme des Herstellers gekauft werden, stellt das einen großen Mehrwert dar“, erklärt Stefan Kerbl, Leiter Test und Technik beim ÖAMTC und weiter: „Die Konsumentinnen und Konsumenten passen dann ihr Kaufverhalten an, die Hersteller spüren die Konsequenzen, werden für gute Arbeit belohnt und müssen eben nachbessern, wenn das Testergebnis nicht so gut war.
Unsere Verantwortung ist also sehr groß, wir greifen mit Tests in das Marktgeschehen ein, müssen also sicherstellen, dass alle Produkte exakt gleich und fair mit nachvollziehbaren Methoden geprüft werden.“
Sicherheitsstandards
Aus Sicht des ÖAMTC werden auch in den nun herrschenden wirtschaftlich schwierigen Zeiten keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht. Hersteller versuchen eher durch Optimierung der Produktionsprozesse und durch Absiedelung der Produktion in Billiglohnländer, die Kosten im Griff zu behalten.
Denn ein Rückgang der Produktqualität würde sich sofort in ungünstigen Testergebnissen niederschlagen und damit zu einem Einbruch der Verkaufszahlen führen. Kerbl: „Nach meiner Erfahrung stellt sich die Bandbreite der sicherheitsrelevanten Eigenschaften schmäler dar.
Früher gab es mehr unbrauchbare teils gefährliche Produkte, aber auch außerordentlich hochwertig verarbeitete Produkte, die dann natürlich viel mehr kosteten.
Diese Bandbreite ist schmäler geworden, die Verarbeitungsqualität und Sicherheit der regulär in Europa erhältlich Produkte hält verlässlich Mindeststandards ein, herausragend besser gemachte Produkte sind aber seltener geworden, möglicherweise sind diese aufgrund einer ordentlichen Qualität aller Produkte nicht mehr so leicht zu vermarkten.
Produkte, die es über diverse Kanäle nach Europa schaffen, aber keine Standards erfüllen sind hier übrigens nicht gemeint, hier gibt es teilweise katastrophale Produkteigenschaften.“
Moderne Testmethoden
Die Testmethoden werden laufend dem Stand der Technik bzw. den von Gesellschaft und Kunden geforderten Eigenschaften entsprechend angepasst, allerdings so homogen, dass die Testergebnisse historisch vergleichbar bleiben.
Kerbl: „KI nutzen wir ebenfalls, aber eher um die Marktlage zu erörtern, oder welche Produkte wir testen sollen und weniger nach welchen Methoden. Die Tests selbst sind sehr real und oft gute alte Handarbeit, da hilft uns KI wenig.“
Umweltsimulationsprüfungen ermöglichen, die Haltbarkeit und den Lebenszyklus der Produkte unter extremen Umwelteinflüssen zu überprüfen. Durch die Simulation verschiedenster Temperatur- und Klimabedingungen kann bereits in der Entwicklungsphase analysiert werden, ob das Produkt in der geplanten Einsatzumgebung ordnungsgemäß funktioniert.
Die TÜV Austria Umweltsimulationen helfen dabei, diese Herausforderungen zu meistern. Selbst komplexe Szenarien wie die Vereisung unter Normaldruck oder in luftfahrtähnlichen Bedingungen lassen sich exakt nachbilden.
So wird etwa die Ausdehnung von Wasser bei Kälte gezielt genutzt, um die Belastbarkeit werden. Anhand definierter Temperaturwechselzyklen wird eruiert, inwiefern und in welcher Zeitspanne – sich das Produkt im Zeitraffer verändert.
Ein künstlicher Alterungsprozess wird so binnen kürzester Zeit durchgeführt. „Mit der Eröffnung der neuen Umweltsimulationsanlagen erweitert TÜV Austria seine Prüfkompetenz und unterstreicht seine Rolle als Innovationsführer in der Produktsicherheit“, erklärt Stefan Haas, CEO TÜV Austria Group.
Digitalisierung
Mit der wachsenden Digitalisierung der Produktwelt – etwa bei Smart-Home-Geräten oder vernetzten Haushaltsgeräten – verschiebt sich auch der Begriff Produktsicherheit.
Es geht heute nicht nur um physische Gefahren, sondern auch um Cybersecurity, Datenschutz und Software-Schwachstellen. Die EU arbeitet daher an neuen Regelungen, wie dem Cyber Resilience Act für Produkte mit digitalen Komponenten, der künftig auch in Österreich strengere Anforderungen bringen wird.
Eine zentrale Rolle bei der Produktsicherheit spielt das europäische Schnellwarnsystem Safety Gate (RAPEX). Dort melden Mitglieder gefährliche Produkte, die dann in allen EU-Staaten sofort überprüft und gegebenenfalls aus dem Verkehr gezogen werden. Österreich beteiligt sich aktiv an diesem System und veröffentlicht regelmäßig nationale Warnungen.
Aufmerksamkeit schenken
Österreich hat ein starkes System der Produktsicherheit, doch der Markt verändert sich rasant – vor allem durch Online-Handel und technische Innovationen.
Für ein hohes Sicherheitsniveau braucht es deshalb das Zusammenspiel von Gesetzgebung, Behördenkontrolle und verantwortungsbewusster Wirtschaft.
Und auch Konsumenten können ihren Beitrag leisten: durch Aufmerksamkeit, das Lesen von Warnhinweisen und das Melden verdächtiger Produkte.
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