Pharmazeutische Forschung, die Leben verändern kann
Von Sandra Wobrazek
Die Lebenserwartung der Menschen steigt – Krankheiten können gezielter und effizienter behandelt werden als je zuvor. Damit dies gelingt, ist eine Sache entscheidend: Investitionen der pharmazeutischen Industrie – einem zentralen Treiber des medizinischen Fortschritts – in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente.
Die Folge: In den letzten fünf Jahren wurden 208 Arzneimittel mit neuem Wirkstoff zugelassen. Im Schnitt stehen jährlich 40 neue Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Allein im Jahr 2021 investierten Österreichs Unternehmen der pharmazeutischen Industrie 426 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung (aktuellste verfügbare Zahlen).
Standortinvestitionen
Manfred Rieger, Standortleiter und Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbereichs von Takeda in Österreich, ist überzeugt: Österreich bietet hervorragende Voraussetzungen für pharmazeutische Forschung und Entwicklung: „Exzellente Universitätskliniken, eine lange Tradition in der biopharmazeutischen Produktion sowie eine gut ausgebaute Förderlandschaft machen den Standort besonders attraktiv.
Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bringen regelmäßig neue Impulse in die pharmazeutische Entwicklung ein.“ Internationale Unternehmen wie Takeda investieren gezielt in den Standort, zum Beispiel durch den Bau eines neuen Forschungszentrums in der Seestadt Aspern in Wien. Solche Investitionen stärken, so Rieger, nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern unterstreichen auch die wachsende Bedeutung Österreichs als globalen Innovationshub.
Barbara Rangetiner, Geschäftsführerin der Octapharma Pharmazeutika Produktionsges.m.b. H., sagt, dass Österreich ideale Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in der Pharmabranche bietet: „Mit hoch qualifizierten Fachkräften, modernster Infrastruktur und starker Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen schaffen wir optimale Voraussetzungen, um innovative Therapien zu entwickeln.“
Kooperationen
Um Forschung voranzutreiben und am Puls der Zeit zu bleiben, setzen Pharmaunternehmen auch auf enge Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen. Ebenso relevant: Förderungen. „Förderprogramme und Kooperationen mit Hochschulen sind essenziell, um Wissenstransfer zu sichern, Talente zu fördern und Forschung direkt in die Praxis umzusetzen“, so Rangetiner.
Kooperationen sind zentrale Bausteine für eine leistungsfähige Forschungslandschaft, denn sie ermöglichen es, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in industrielle Anwendungen zu überführen und stärken die Innovationskraft des Standorts Österreich, sagt Manfred Rieger: „Besonders in der Pharmabranche, wo Entwicklungszyklen lang und Investitionen hoch sind, sind solche Partnerschaften essenziell.“
Akademische Exzellenz
Takeda kooperiert etwa mit der TU Wien und der Christian Doppler Gesellschaft, bei der gemeinsam neue Technologien zur Echtzeitüberwachung von Produktionsprozessen entwickelt werden. Solche Projekte zeigen, sagt Rieger, wie akademische Exzellenz und industrielle Praxis Hand in Hand gehen.
Er verweist auch auf die Bedeutung von Förderprogrammen wie jene der FFG oder der EU. Sie schaffen nicht nur finanzielle Rahmenbedingungen, sondern fördern auch den Austausch zwischen Forschungseinrichtungen, Start-ups und etablierten Unternehmen: „Sie sind ein Katalysator für Innovation und tragen dazu bei, dass Österreich im internationalen Wettbewerb bestehen kann.“
Gezielte Impulse
Um die pharmazeutische Forschung weiter auszubauen, damit in Österreich mehr Medikamente entwickelt werden, sind Maßnahmen notwendig. So ist Österreich, ist Manfred Rieger überzeugt, mit einer soliden Forschungsbasis ausgestattet.
Doch es braucht gezielte Impulse – gerade bei klinischen Studien. Denn sie sind ein entscheidender Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. „Zwar werden jährlich rund 200 Studien durchgeführt, doch das Potenzial ist in jedem Fall deutlich höher. Um mehr Studien im Land zu ermöglichen, müssen Studienzentren besser finanziert, digitale Lösungen konsequenter eingesetzt und mehr spezialisiertes Personal ausgebildet werden“, wünscht sich Rieger.
Gleichzeitig ist allerdings auch eine klare Weiterentwicklung der Förderlandschaft erforderlich. Gezielte Programme für pharmazeutische Forschung und raschere Verfahren sind dabei entscheidend. Ergänzend spielen Start-ups eine wichtige Rolle, wie der Pharmaexperte betont: „Ihre Innovationskraft kann jedoch nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn auch passende Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen“, so Rieger.
Innovationskraft stärken
Barbara Rangetiner erinnert, dass es wichtig ist, die Innovationskraft weiter zu stärken. Indem Investitionen in Forschungsprojekte erleichtert, spezialisierte Aus- und Weiterbildungsprogramme ausgebaut und die Vernetzung von Industrie, Forschung und Behörden intensiviert wird: „Die Unterstützung kleinerer forschungsbasierter Unternehmen oder Spin-offs aus Unis kann dazu beitragen, neue Therapieansätze schneller voranzubringen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs weiter zu stärken.“
Sandra Wobrazek
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