„Pflege ist eine gesellschaftliche Zukunftsfrage“

Wie lebt man lange?
Die Initiatoren der NÖ Pflege + Reha-Tage 2026 erklären, warum Pflege mehr Aufmerksamkeit braucht.

Von Herta Scheidinger

Pflege und Rehabilitation stehen an einem kritischen Punkt. Mit den „NÖ Pflege + Reha-Tagen 2026“ wollen Gerhard Meisriemer und Birgit Sykora Mut machen, Bewusstsein schaffen und konkrete Lösungen aufzeigen.

Herr Meisriemer, warum war es Ihnen ein Anliegen, diese Veranstaltung ins Leben zu rufen? 

Gerhard Meisriemer: Weil Pflege eine der zentralen Zukunftsfragen unserer Gesellschaft ist. Schon heute beziehen fast 500.000 Menschen in Österreich Pflegegeld, bis 2050 könnten es 800.000 sein. Gleichzeitig fehlen zehntausende Pflegekräfte. Wir sehen täglich, wie die Versorgung an ihre Grenzen stößt. 

Diese Entwicklungen machen deutlich, dass wir jetzt handeln müssen. Mit den NÖ Pflege + Reha-Tagen 2026 wollen wir zeigen, was alles möglich ist, wenn man Kräfte bündelt und Innovationen und vor allem Lösungen sichtbar macht.

Frau Sykora, Sie haben selbst in der Familie Pflegeerfahrung gesammelt. Was hat Sie persönlich motiviert?

Birgit Sykora: Ich habe im sehr nahen Familienkreis erfahren, was es bedeutet, einen Pflegebedürftigen zu Hause zu pflegen und welche Herausforderungen es im Alltag zu bewältigen gibt. Man stößt an Grenzen, körperlich, emotional und auch finanziell. Aber man erlebt auch enorme Solidarität.

Es ist mir ein Anliegen, dieser Perspektive angemessen Raum zu geben. Pflege und Rehabilitation sind weit mehr als Berufe – sie sind zentrale gesellschaftliche Aufgaben, die Fachwissen, ethische Verantwortung und Empathie erfordern und jeden von uns direkt oder indirekt betreffen bzw. betreffen werden.

Wie soll die Veranstaltung konkret helfen, diese Themen greifbarer zu machen? 

Meisriemer: Wir bringen Praxis und Innovation zusammen. Es geht nicht darum, Probleme aufzuzählen, sondern Lösungen zu präsentieren. Von neuen digitalen Anwendungen über technische Hilfsmittel bis hin zu Ausbildung und Rehabilitation. 

Besucherinnen und Besucher können vieles direkt ausprobieren und mit Fachleuten sprechen. So entsteht ein echter Dialog, der beide Seiten weiterbringt.

Sykora: Gleichzeitig möchten wir pflegenden Angehörigen Orientierung geben. Oft fehlen Informationen, an wen man sich in welchen Fällen wenden kann. Wir wollen zeigen, dass niemand allein ist. 

Es gibt Unterstützung, Netzwerke, Organisationen und technische Hilfsmittel, die das Leben bzw. den Alltag für Pflegende, Reha-Patienten, pflegende und unterstützende Angehörige und das Fachpersonal erleichtern.

Was unterscheidet die NÖ Pflege + Reha-Tage 2026 von klassischen Fachmessen?

Meisriemer: Wir sprechen bewusst ein breites Publikum an. Die Messe ist Fachplattform und Publikumsveranstaltung zugleich. Wir erwarten rund 4.000 Besucherinnen und Besucher, rund 100 Ausstellerinnen und Aussteller, dazu ein vielfältiges Bühnenprogramm mit informativen Vorträgen und Gesprächen. Der Austausch steht im Vordergrund zwischen Profis, Angehörigen und Interessierten.

Sykora: Jeder kann etwas mitnehmen, ob man selbst betroffen ist, Angehörige pflegt oder sich einfach informieren will. Wir zeigen, dass Pflege und Rehabilitation auch weiterhin Zukunftsbereiche sind, in denen viel passiert – organisatorisch, menschlich und vor allem auch technologisch, etwa durch den Einsatz von KI.

Wie reagieren Politik und Institutionen auf Ihre Initiative? 

Meisriemer: Es gibt große Unterstützung aus allen Bereichen. Alle wissen, dass Handlungsbedarf besteht. Die NÖ Pflege + Reha-Tage 2026 in Wiener Neustadt bieten dafür eine Bühne, auf der Lösungen sichtbar werden. Wir setzen auf Zusammenarbeit statt auf Schlagzeilen.

Sykora: Und auf Begegnung. Gerade weil Rehabilitation und Pflege sensible Themen ist, braucht es Formate, die Vertrauen schaffen. Menschen müssen miteinander ins Gespräch kommen – sich über Belastung, Chancen, Erfahrungen und Lösungen austauschen können. Diese Messe kann dazu beitragen, dass Pflege wieder weiterhin als gesellschaftliche Aufgabe verstanden wird, nicht als Problemfeld.

Herta Scheidinger

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