Österreichs Wirtschaft im Innovationsstau

Im Labor untersucht eine Wissenschaftlerin mit einem Mikroskop eine Probe, während ein Kollege zusieht.
Die aktuell hohen Kosten bremsen Innovationen und Neuentwicklungen und gefährden so die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Landes.

Von Stephan Scopetta

Hohe Energiepreise, steigende Lohnkosten und eine unsichere Konjunktur bremsen Österreichs Unternehmen. Der Wille zu investieren sinkt – besonders bei Forschung und Entwicklung. Dabei gilt Innovationsarbeit als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit. 

Eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria, im Auftrag von WKO und FFG , zu den Basisprogrammen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zeigt, dass gezielte Unterstützung Wirkung zeigt und einen wichtigen Beitrag zur Innovationsfähigkeit der heimischen Wirtschaft leistet. Untersucht wurde, welchen Mehrwert die Basisprogramme für rund 1.000 unterstützte Unternehmen bringen.

Großer Hebel

Laut der Studie generiert in der Industrie ein Fördereuro mehr als doppelt so viel Umsatz wie im Durchschnitt, betont Sigi Menz, Obmann Bundessparte Industrie WKO: „Während jeder Fördereuro durchschnittlich 8,6 Euro Umsatz bewirkt, sind es in der Industrie beeindruckende 19 Euro. 

Dies unterstreicht die herausragende Bedeutung der Industrie für die wirtschaftliche Entwicklung und Innovationskraft in Österreich und zeigt die starken Hebeleffekte der Förderungen in der Sparte Industrie.“ 

Als Folge eines geförderten F&E-Projekts werden von den Industrieunternehmen in 55 Prozent der Fälle gewerbliche Schutzrechte angemeldet – verglichen mit 39 Prozent in der gewerblichen Wirtschaft. „Um am internationalen Parkett bestehen zu können, ist FTI (Forschung, Technologie und Innovation) für die exportorientierte Industrie unabdingbar“, sagt Menz.

Klimarelevante Projekte

Seit dem Jahr 2019 hat die Bedeutung klimarelevanter Projekte in der Industrie stark zugenommen, berichtet Andreas Mörk, Geschäftsführer Bundessparte Industrie WKO. „2023 entfielen 82 Prozent der geförderten Projekte und 85 Prozent des Förderbarwerts auf klimarelevante Projekte. 

Die Fokussierung auf klimarelevante Projekte zeigt, wie die Industrie durch FTI-Initiativen zur Bewältigung globaler Herausforderungen beiträgt“, so Mörk. Trotz dieser positiven Dynamik bleibt der Innovationsdruck hoch. Die steigenden Kosten und Fachkräftemangel erschweren die Entwicklung neuer Projekte.

Nur im Mittelfeld

Forschung und Entwicklung sind für österreichische Unternehmen zentral und werden angesichts der wirtschaftlichen Belastungen noch wichtiger. Mit seinen F&E-Ausgaben liegt Österreich laut Statistik international aber nur im Mittelfeld. Das Ziel, die Ausgaben auf vier Prozent des BIP zu erhöhen, gilt daher als wichtiger Schritt. 

Laut der Studie konnten 69 Prozent der geförderten Betriebe durch F&E-Projekte zusätzliche Arbeitsplätze schaffen oder sichern. „Ein signifikanter Beitrag zur Beschäftigung und Standortsicherung“, betont Mörk. Für 96 Prozent der geförderten Unternehmen sind die Ergebnisse ihrer Projekte verwertbar. „Der Anteil der Projekte“, so Menz, „die vier Jahre nach Abschluss genutzt werden konnten, ist bei Industrieunternehmen am höchsten.“

Trotz positiver Ergebnisse bleibt der wirtschaftliche Druck hoch. Zwischen 2015 und 2023 haben sich die Projektkosten um 60 Prozent erhöht, während die Budgets stagnieren. Branchenvertreter fordern daher eine Aufstockung der Mittel, um den steigenden Aufwand abzufedern und die Innovationskraft zu sichern. 

„Nur durch Forschung entstehen neue Produkte, Technologien und Märkte“, sagt Mörk. „Gerade in schwierigen Zeiten muss die Politik den Mut haben, Zukunft zu finanzieren.“ Ob Industrie in Österreich eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob Innovation politische Priorität hat.

Stephan Scoppetta

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