Mindset und Zuversicht als Erfolgsfaktoren
Von Helena Tuma
Der Begriff „Mindset“ beschreibt die innere Haltung, mit der wir Herausforderungen begegnen. Carol Dweck, Psychologin an der Stanford University, prägte die Unterscheidung zwischen Growth Mindset (Wachstumsdenken) und Fixed Mindset (statisches Denken). Unternehmen mit einem Growth Mindset betrachten Fehler als Lernchancen, fördern Eigenverantwortung und investieren gezielt in Weiterentwicklung. Ein solches Mindset beginnt nicht im Leitbild, sondern in der Führungskultur.
Führungskräfte, die Vertrauen schenken, Offenheit leben und Entwicklung fördern, schaffen Raum für Innovation und legen den Grundstein für eine resiliente Organisation. „Wie jeder Mensch, so präsentiert sich auch jede Gesellschaft im Angesicht der Zukunft, die sie erwartet.
Ist sie absteigender Linie? Oder aufsteigend? Es ist Aufgabe von Führung, ein Zukunftsbild zu entwerfen, dass nicht passiv optimistisch ist, sondern aktiv zuversichtlich, dass die besten Jahre noch vor uns liegen. So wie wir alle nur Geld ausgeben, wenn wir Geld erwarten. Und nicht, wenn wir Geld haben“, erklärt Managementexperte Reinhard Sprenger.
Innere Stärke
In Zeiten permanenter Veränderung brauchen Unternehmen mehr als neue Tools, Prozesse oder Geschäftsmodelle, sie brauchen innere Stärke. Ein wachstumsorientiertes Mindset. „Viele Unternehmer stehen unter enormem Druck, das zehrt am Energiehaushalt, und ja: diese Belastung ist real, das zeigen auch alle Daten. Aber ich beobachte gleichzeitig etwas anderes, Ermutigendes: Gerade jetzt, inmitten von Krisen, erwacht bei vielen eine neue Entschlossenheit.
Wer sich nicht vom Krisenmodus gefangen halten lässt, entdeckt plötzlich Gestaltungsspielräume. In schwierigen Zeiten trennt sich das Beharren vom Gestalten – und genau das macht Unternehmertum aus!“, erklärt Zukunftsforscher Franz Kühmayer.
Zuversicht ist also kein naiver Optimismus, sondern ein aktives Vertrauen darauf, dass Herausforderungen bewältigt werden können. „Niemand frohlockt, wer sich mit multiplen Krisen konfrontiert sieht. Und nicht jeder Mist ist Dünger. Aber ein Unternehmer wäre kein Unternehmer, wenn er vergäße, dass er seine Existenz einer Krise verdankt.
Einer Krise, die er als Marktchance genutzt hat. Hat er sich also seinen Unternehmergeist bewahrt, dann wird er gerade in solchen Situationen lebendig. Man muss manchmal nur ein klein wenig cleverer sein, als der Wettbewerb.“, erklärt Reinhard Sprenger.
Zuversicht als Ressource
Gerade in Zeiten von Krisen, Disruption und Transformation brauchen Mitarbeitende mehr als nur klare Strategien – sie brauchen Sinn, Perspektiven und emotionale Sicherheit. Kühmayer: „Ein positives Mindset ist kein Schönwetter-Gedanke, sondern eine strategische Ressource – und für Unternehmer der Sauerstoff für ihren Erfolg. Wer dauerhaft pessimistisch ist, sollte kein Unternehmen und keine Menschen führen, sondern sich schleunigst einen anderen Beruf suchen. Führungsaufgabe ist es, die Zuversicht zu stärken, dass morgen ein besserer Tag sein kann, als heute, und dass wir dazu einen Beitrag leisten können.
In Zeiten des Wandels verliert das Gestern rasch an Bedeutung, das Heute bietet uns mehr Möglichkeiten als jemals zuvor in der Menschheit und das Morgen steht noch nicht fest. Das sind die perfekten Zutaten für ein positives Mindset.“ Sprenger: „Erfolgssucher sehen in jeder Krise eine Chance. Misserfolgsvermeider lassen sich von einer Krise lähmen und sichern sich ab.
Mut ist aber keine einklagbare Kategorie. Und auch kein Lernziel der Personalentwicklung. Sondern eine situative Notwendigkeit. Da muss eine Not zu wenden sein. Die Politik macht aber nicht hinreichend deutlich, warum wir nicht weitermachen können, wie bisher. Dass wir uns nicht an alte Erfolge klammern können. Es braucht keinen Mut, um aus einem stehenden Zug zu springen.“
Zuversicht entsteht nicht aus Parolen, sondern aus Perspektive. „Unternehmer brauchen das Gefühl, dass sich Einsatz lohnt – durch faire Rahmenbedingungen, aber auch durch eine unternehmerfreundliche Gesamtlandschaft. Wer die Zukunft gestalten will, braucht eben nicht nur selbst den Glauben an die eigene Zukunftsfähigkeit, sondern auch Unterstützung durch das Umfeld“, so Kühmayer.
Growth Behaviour
Hilfreich ist laut Sprenger ein „Growth Behaviour“. „Unerlässlich dafür ist allerdings unternehmerisches Selbstvertrauen. Das wiederum resultiert aus der Erfahrung, sich auch eigener Kraft aus Schwierigkeiten befreit zu haben. Und nicht, wenn wir antiunternehmerische Narrative in Schule und Öffentlichkeit verbreiten, Leistung und Erfolg mit Neid belohnen und bei jedem Problem nach dem Staat rufen.“
Kühmayer: „Mut war immer schon die zentrale Währung der Wirtschaft. Auf einer Erfolgswelle mitzuschwimmen, dafür braucht es kaum Unternehmergeist. Entrepreneurship bedeutet, jedes gesellschaftliche und wirtschaftliche Problem als potenzielle Chance zu begreifen. Ich habe neben meinem Büro in Wien auch eines in Montréal, Kanada. Der große Sohn der Stadt Montréal ist Leonard Cohen, und der hat in einem Lied den wunderbaren Satz „There is a crack in everything, that’s where the light comes in“ gesungen.
Während alle über Cracks, über Brüche und Krisen klagen, sehen Unternehmer darin die Chance, dass genau dort das Licht, die Energie hereinkommt. Zukunft macht man nicht mit Vorsicht, auch nicht mit Raunzen oder Zögern, sondern mit Entschlossenheit.“
Helene Tuma
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