„Infrastruktur ist Zukunft“

Dieter Aigner
Hannes Cizek (CEO) und Dieter Aigner (CSIO) von Raiffeisen Capital Management über die Transformation der Infrastruktur, verantwortungsvolles Investieren und Chancen für langfristige Anleger.

Von Stephan Scopetta

Energiewende, Digitalisierung und Urbanisierung erfordern enorme Investitionen. Staaten können das nicht allein stemmen, privates Kapital wird immer wichtiger. Infrastrukturprojekte sichern Wachstum sowie Wettbewerbsfähigkeit und bieten stabile Erträge für Anleger. Die Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management, Hannes Cizek (CEO) und Dieter Aigner (CSIO), erklären, warum Infrastruktur zur attraktiven Anlageklasse wird.

Infrastruktur galt lange als staatliche Aufgabe. Warum rückt sie nun verstärkt in den Fokus privater Investoren?

Hannes Cizek: Der weltweite Investitionsbedarf ist enorm. Laut Studien liegt die Lücke zwischen geplanten und notwendigen Infrastrukturinvestitionen bei rund 15.000 Milliarden US-Dollar. Diese Mittel können öffentliche Haushalte allein nicht aufbringen. Private Kapitalgeber werden immer wichtiger, um Projekte in den Bereichen Energie, Verkehr oder Digitalisierung zu finanzieren.

Dieter Aigner: Infrastruktur bildet das Gerüst jeder Gesellschaft. Sie verändert sich, getrieben durch Megatrends wie Energiewende, Mobilität, Digitalisierung und Demografie. Überall dort, wo Anpassung und Ausbau notwendig sind, entstehen auch Chancen für Investoren. Diese Entwicklung eröffnet neue Wege, Kapital verantwortungsvoll einzusetzen. Gleichzeitig schafft der Ausbau Beschäftigung, Innovation und Wachstum, die weit über den Finanzsektor hinauswirken.

Wenn privates Kapital immer wichtiger wird, welche Rolle spielt Infrastruktur dabei für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft? 

Aigner: Nachhaltige Entwicklung beginnt mit Infrastruktur, sie ist ein zentrales Element unserer Zukunft. Raiffeisen Capital Management gestaltet diesen Wandel aktiv mit und entwickelt Anlagekonzepte, die auf diese Trends reagieren. 

Dieser Ansatz verbindet wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit gesellschaftlicher Verantwortung und legt damit das Fundament für nachhaltiges Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. 

Besonders dort, wo Energiewende und Digitalisierung am stärksten wirken, entstehen neue Aufgaben für Netze, Speicher und Steuerung und damit neue Investitionschancen. Entscheidend ist eine qualitative Bewertung, die Zukunftsfähigkeit, Risiken und Chancen im Investmentprozess berücksichtigt. 

Cizek: Infrastruktur wirkt unmittelbar auf die Transformation. Wer in erneuerbare Energien, Glasfasernetze oder Speichertechnologien investiert, schafft reale Fortschritte. Für institutionelle Investoren ist das eine Möglichkeit, Rendite mit Verantwortung zu verbinden, wie das teilweise gesetzlich vorgegeben ist.

Wie können Anleger konkret von diesem Infrastruktur-Trend profitieren? 

Aigner: Direkte Beteiligungen an Infrastrukturprojekten sind meist großen Investoren vorbehalten. Mit dem Publikumsfonds Raiffeisen-NewInfrastructure-ESG-Aktienfonds können jedoch auch Privatanleger am Wachstum dieses Sektors teilhaben. Der Fonds investiert weltweit in Unternehmen, die Infrastruktur aufbauen, betreiben oder Schlüsseltechnologien liefern – von Energieversorgern über Datenzentren bis zu Netzbetreibern. Diese Titel reagieren oft stabiler als der Gesamtmarkt und profitieren von langfristigen Trends.

Wie unterscheidet sich Ihr ESG-Ansatz von klassischen Strategien? 

Aigner: Wir verfolgen einen aktiven und qualitativen Ansatz. Uns geht es nicht darum, nur auszuschließen, sondern bewusst zu investieren. Wir haben eine White List statt einer Black List. Wir beurteilen, welche Themen und Unternehmen zukunftsfähig sind, statt nur bestehende Risiken zu vermeiden. 

Infrastruktur ist dafür ein gutes Beispiel: Nicht jede Veränderung ist automatisch nachhaltig, sie muss mit Verantwortung und Weitsicht gestaltet werden. 

Wir begleiten die Unternehmen über aktives Aktionärstum, führen strukturierte Dialoge mit dem Management und üben unsere Stimmrechte konsequent aus. Ziel ist messbarer Fortschritt entlang klarer Transformationspfade, nicht lediglich die Verwaltung von Ausschlusslisten.

Infrastrukturinvestments gelten als langfristig und illiquide. Warum sind sie zudem auch für institutionelle Investoren interessant? 

Cizek: Weil sie Stabilität und planbare Erträge bieten. Infrastrukturprojekte – ob Straßen, Netze oder Energieanlagen – generieren über viele Jahre verlässliche Cashflows. Sie sind weniger abhängig von Konjunkturschwankungen und bieten einen Inflationsschutz, da viele Verträge an Preisentwicklungen gekoppelt sind. Zudem profitieren Investoren von einer Illiquiditätsprämie, also einem Renditeaufschlag für langfristiges Kapital.

Mit dem neuen Raiffeisen Capital Private Infrastructure I haben Sie auch ein Produkt für institutionelle Anleger geschaffen. Was zeichnet diesen Fonds aus? 

Cizek: Der Fonds richtet sich an professionelle und institutionelle Investoren, die langfristig investieren und direkt an Infrastrukturprojekten teilhaben wollen. Er kombiniert Investitionen in Infrastrukturfonds mit direkten Beteiligungen an Projekten und bietet damit eine breite Diversifikation nach Regionen und Sektoren. 

Der Fokus liegt auf Europa, wo ein hoher Investitionsstau besteht. Themen wie Digitalisierung, Energiewende und neue Mobilität sind zentrale Schwerpunkte. Gemeinsam mit unserem Partner GCM Grosvenor ermöglichen wir institutionellen Investoren den Zugang zu einem Markt, der früher schwer zugänglich war.

Wo sehen Sie die Verbindung zwischen den beiden Ansätzen, dem Publikumsfonds und den Private-Infrastructure-Investments? 

Aigner: Beide Strategien folgen denselben Megatrends. Ob Privatanleger oder Pensionskasse, entscheidend ist die Ausrichtung auf Zukunftsthemen. Wir wollen Kapital in jene Bereiche lenken, die die Grundlage einer modernen, verantwortungsvollen Gesellschaft bilden.

Cizek: Der Fonds „Private Infrastructure I“ ergänzt den Publikumsfonds Raiffeisen-NewInfrastructure-ESG-Aktienfonds ideal. Beide Fonds greifen dieselben Zukunftsthemen auf – von Digitalisierung über Energie bis Mobilität – und bieten unterschiedliche Zugänge zu einem gemeinsamen Ziel: verantwortungsvolle Wertschöpfung durch Infrastruktur.

Was braucht es politisch und regulatorisch, damit mehr privates und institutionelles Kapital in Infrastruktur fließt? 

Cizek: Der Staat sollte private Investoren nicht ersetzen, sondern einbinden. Bürokratie darf den Wandel nicht bremsen.

Aigner: Es braucht dringend stabile Rahmenbedingungen, planbare Regulierungen und einen klaren politischen Willen. Auch bei ESG-Vorgaben ist Verlässlichkeit entscheidend. Investoren müssen wissen, welche Kriterien gelten. Wenn Qualität und Zukunftsfähigkeit im Mittelpunkt stehen, kann Infrastruktur zu einem zentralen Motor der Transformation.

Stephan Scoppetta

Kommentare