Gemeinsam innovative Ansätze finden

EyeEm Mobile GmbH
Das DigHum Doktoratskolleg führt junge Forscher nach Wien und stärkt den Standort.

Von Anja Gerivini

Nicht umsonst wird von der digitalen Revolution gesprochen. Wie bei der industriellen Revolution, die vor rund 200 Jahren zu tiefgreifenden Einschnitten in der Arbeitswelt und Gesellschaft führte, sorgt auch die moderne Technik für einen Umbruch in allen Lebensbereichen. 

Mit Vorteilen: Die Digitalisierung ermöglicht schnelleren Zugang zu Informationen, trägt zur Effizienzsteigerung bei Unternehmen bei oder eröffnet neue Geschäftsmodelle.

Gegenbewegung

Aber sie bringt auch Probleme mit sich, die zur Spaltung der Gesellschaft führen könnten. In Wien formte sich die Initiative des Digitalen Humanismus: Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft setzen sich dafür ein, die technologische Entwicklung so zu gestalten, dass die Menschen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. „Der Digitale Humanismus kann den europäischen Forschungsraum stärken“, sagt Sophie Lecheler, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien. 

„Aber wir sind auch an einem Punkt angelangt, wo es absolut wichtig ist, sich mit ethischen, gesellschaftlichen und juristischen Fragen zur Digitalisierung auseinanderzusetzen, wenn man nicht in die Bredouille kommen will.“

Da die Problematiken, die die Digitalisierung mit sich bringt, nicht nur die Computerwissenschaften, sondern viele Fachgebiete betrifft, ist der Digitale Humanismus interdisziplinär ausgerichtet. 

„Die wissenschaftliche Methode, Transparenz und Fairness ist in allen Fächern wichtig, aber wir haben doch andere Schwerpunkte, die uns am Herzen liegen“, so Lecheler. „Die brennenden Fragestellungen können nicht von einem Fach oder einer Wissensschaftsdisziplin allein beantwortet werden.“

Junge Talente holen

Um neue Ansätze und Ideen zu finden, wurde 2024 zusätzlich das Doktoratskolleg DigHum ins Leben gerufen. Die Kooperation zwischen drei Wiener Universitäten macht die Ausrichtung einzigartig und ermöglicht eine umfassende Forschung: Mit der TU Wien, WU Wien sowie Uni Wien sind Wissenschafter aus neun Fakultäten dabei. 

„Natürlich gibt es andere interdisziplinäre Doktoratsprogramme in verschiedenen Städten, auch Initiativen zu Mensch und Technologie“, so Sophie Lecheler, die eine der Leiterinnen des DigHum Kollegs ist. „Aber so ein umfassendes Doktoratskolleg ist international einzigartig.“

Allein an den Bewerbungen war ersichtlich, dass die Idee ein Treffer ins Schwarze war. „Die Bewerbungen kamen aus Österreich, ganz Europa, sogar aus den USA und Indien“, sagt Lecheler. „Das zeigt, dass der Hunger groß ist, darüber nachzudenken, wie man zu Lösungen kommt, die nicht nur wirtschaftlich rentabel sind, sondern auch ein faires und gutes Zusammenleben bewirken.“ 

Das DigHum Kolleg ist nicht nur für den Wissenschaftsstandort ein Plus. „Das Ziel ist schon, dass die Absolventen, auch in die Wirtschaft gehen und dort die Ideen des Digitalen Humanismus einbringen“, sagt dazu Sophie Lecheler.

Anja Gerevini

Kommentare