„Forschung als Schlüssel zur Zukunft“
 
            
            Von Stephan Scopetta
Die heimische Industrie kämpft mit sinkender Innovationsdynamik und steigenden Kosten. Die Entwicklung bei der Forschungsförderung ist inzwischen besorgniserregend. Im Gespräch erklärt Birgit Tauber, wie die FFG-Basisprogramme Unternehmen in dieser herausfordernden Phase unterstützen und welche Prioritäten sie für die kommenden Jahre sieht.
Die Industrie steht unter Druck. Wie wirkt sich das auf die Forschungsaktivität aus?
Birgit Tauber: Die Projektkosten sind in den letzten Jahren um rund 60 Prozent gestiegen, während das Budget für die Basisprogramme seit 2019 gleich geblieben ist. Viele Unternehmen sind daher vorsichtiger geworden, besonders bei langfristigen Projekten.
Das ist riskant, weil ohne diese Vorhaben die Innovationspipeline zu versiegen droht. Dennoch sehen wir, dass die Nachfrage nach Förderung weiterhin hoch bleibt – vor allem in Bereichen, die unmittelbar zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Wie wichtig sind die Basisprogramme für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie?
Sie schaffen Planungssicherheit und ermöglichen Vorhaben, die sonst nicht umgesetzt würden. 84 Prozent der geförderten Projekte wären ohne FFG gar nicht oder nur eingeschränkt entstanden. Gleichzeitig sichern sie Arbeitsplätze und generieren im Median rund 4,5 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz pro Projekt.
Darüber hinaus stärken die Basisprogramme auch die Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und Betrieben – ein entscheidender Zugang zu Know-how und Technologien, insbesondere für KMU.
Ein großer Teil der Förderungen floss bisher in klimarelevante Projekte. Warum ist das wichtig?
Weil Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung zentrale Zukunftsthemen sind. 82 Prozent der geförderten Industrieprojekte haben mittlerweile einen Klimabezug. Damit unterstützen wir Green Production, Kreislaufwirtschaft und die Energiewende konkret.
Gleichzeitig helfen diese Projekte, neue Märkte zu erschließen und internationale Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen. Klimaschutz ist für viele Unternehmen längst auch eine Frage des Geschäftsmodells.
Wo liegen aktuell die inhaltlichen Schwerpunkte bei den Förderungen?
Produktion und Fertigungstechnologien bleiben stark, doch der Trend geht zu Digitalisierung, KI und neuen Werkstoffen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Großunternehmen und KMU nimmt zu.
Diese Kooperationen schaffen Dynamik und bringen spezialisierte Lösungen hervor. Besonders starkes Wachstum sehen wir bei Projekten im Bereich Datenanalyse, Robotik und nachhaltige Materialien. Hier entstehen Innovationen, die über Österreich hinaus Strahlkraft entwickeln.
Welche Rahmenbedingungen braucht es für die Zukunft?
Eine moderate Budgetaufstockung wäre notwendig, um die steigenden Kosten abzufedern. Ebenso entscheidend ist, dass Unternehmen bessere Möglichkeiten für Zusammenarbeit, Wissenstransfer und internationale Vernetzung erhalten.
Zentral ist auch, dass Schlüsseltechnologien wie KI oder Quantentechnologien ihren Weg in den betrieblichen Alltag finden. Nur wenn das gelingt, bleibt Österreich im globalen Wettbewerb zukunftsfähig.
Stephan Scoppetta
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