Der harte Weg zurück zur Zuversicht

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Die Sorge um den Standort Österreich ist groß. Das Ringen um Lösungen genauso.

Es ist eine eigenartige Zeit. Die türkis-grüne Vorgängerregierung hatte das Füllhorn ausgeschüttet, um den Konsum anzukurbeln. Damit sollte auch die Wirtschaft einen Aufschwung erleben. Passiert ist es nicht, weil nicht gleichzeitig eine sichere Zukunft vermittelt werden konnte. 

Gleichzeitig ist die Inflation davongaloppiert und mit ihr sind die Lohnkosten nach oben geschnellt. Alles in allem eine Spirale, die Österreich wirtschaftlich nach unten gedrückt hat. Die neue türkis-rot-pinke Dreier-Regierung muss jetzt massiv sparen und ohne diese Geldtöpfe die Wirtschaft ankurbeln, um aus dieser Spirale herauszukommen. Gelungen ist es noch nicht. Der Turbo, der die Entwicklung rasch umkehrt, konnte noch nicht gezündet werden. 

Wobei es ungerecht wäre, zu sagen, dass gar nichts passiert ist. Kleine Schritte wie die sehr niedrigen Lohnabschlüsse, die Zurückhaltung bei den Pensionen, die Abschaffung der Bildungskarenz oder der verstärkte Kampf gegen Steuerbetrug zeigen in die richtige Richtung. Es ist aber noch zu wenig, um die Verunsicherung in Zuversicht umwandeln zu können. Zu sehr dominieren derzeit die Meldungen über Pleiten und Personalabbau.

Kritik und Lösungen

Der KURIER hat diese schwierige Gemengelage zum Anlass genommen, um sich mit dem Standort Österreich genauer auseinanderzusetzen. Anfang Oktober wurde eine Interviewserie mit Unternehmern und CEOs aus den verschiedensten Branchen gestartet, in denen sich diese mit der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Heimatlandes auseinandersetzen. 

Diese Interviews sind sowohl digital als auch in der Tageszeitung erschienen. Da gab es natürlich sehr viel Kritik an der aktuellen Situation, aber auch viele Vorschläge. wie man die Zukunft wieder meistern könnte. Ein Thema, das immer wieder auftaucht: Die Bürokratisierung bzw. die Über-Reglementierung. Hier hat die Bundesregierung mit dem Neos-Politiker Sepp Schellhorn einen eigenen Staatssekretär eingesetzt, der in einem KURIER-Interview die Ansage deponiert hat, dass jetzt geliefert werden muss. 

Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, dass heuer noch Akzente gesetzt werden können. Was wichtig wäre, um den Start in das neue Jahr positiver zu gestalten. Abgesehen von der Interviewreihe zum Standort hat der KURIER auch diese Sonderausgabe gestaltet, die Sie in der Hand halten. 

Auch setzen sich der Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, Experten, Unternehmer, Interessensvertreter etc. mit dem Standort auseinander. Der Minister hat da viele Vorhaben im Gepäck. mit denen er den Standort wieder aufmöbeln möchte. Die Unternehmer warten auf die Umsetzung.

Wieder mehr Zuversicht

Die Krise, die die Wirtschaft in Österreich – auch wegen so manchen außenpolitisch nicht kalkulierbaren Ereignissen – derzeit trifft, ist hart. Aber sie auch die Chance für Strukturmaßnahmen, die unter anderen Umständen vielleicht nicht in Angriff genommen worden wären. 

Auf politischer Ebene muss es die angekündigte Entflechtung der Kompetenzen zwischen Bund und Bundesländern sein. Oder auch das Schaffen von Rahmenbedingungen, damit die Industrie und vor allem die Forschung nicht ins Ausland abwandern. Eine Industriestrategie ist ja für November angekündigt. Auf wirtschaftlicher Ebene muss es etwa ein neuer Zugang zu den Märkten sein.

Unterm Strich muss im ganzen Staat wieder die Zuversicht zurückkehren, dass Österreich ein starker Standort ist, der sich behaupten kann. Politiker der Regierungsparteien haben zuletzt sowohl im Bund als auch auf Landesebene versucht, die besagte Zuversicht auszustrahlen. 

Etwa der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer in einem KURIER-Interview. Sein Bundesland ist ja von den Problemen in der Industrie am meisten betroffen.

Erfolgversprechend sind diese Statements aber nur dann, wenn diese Zuversicht auch außerhalb der Regierung um sich greift. Da ist noch viel zu tun, da sind auch die Erwartungen sehr groß. Vor allem in der Wirtschaft. Klar ist, dass mehr Zuversicht auch mehr privaten Konsum bedeutet. 

Klar ist auch, dass die Regierung allein das nicht stemmen kann, da müssen alle Bereiche mitziehen. Am besten mit dem Satz, den Futura-Geschäftsführerin Katrin Hohensinner-Häupl in ihrem Interview gesagt hat: „Wir glauben an den Standort Österreich.“ Auch wenn es derzeit schwer sein mag.

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