Die unbeliebtesten Wörter und Phrasen: Als besonders nervig werden von den Lesern die Phrasen „ab und an“ (vormals: fallweise), „zeitnah“ (vormals: demnächst) und „am Ende des Tages“ (davor: letzten Endes) empfunden. „Da bin ich ganz bei Ihnen“, pflichtet Ihr Wortklauber (der aber auch nicht immer ganz bei sich ist) bei.
- Genderdebatte: Nicht überall lösen Wortbildungen wie „Studierende“ (nicht zu verwechseln mit Studier-Ende, Anm.), „Gästin“ oder „Salzstreuerin“ Beifallsstürme aus. Dabei wäre es doch so leicht, mit ein wenig sprachlicher Kreativität Geschlechtsstereotypen zu vermeiden. Machen wir z.B. aus dem „Dieb“ einfach eine „Fachkraft für spontane Besitzübertragung“, und schon ist die Welt wieder in Ordnung.
- Match-Box des Jahres: „In der Box herrscht viel Verkehr“, ließ ORF-Sportexperte Oliver Polzer bei einem EM-Match das interessierte TV-Publikum wissen. Wenn er formuliert hätte, dass im Strafraum großes Getümmel herrscht, wären uns frivole Assoziationen erspart geblieben.
- Neologismus des Jahres: In der Krone war zu den Vorwürfen gegen die Josefstadt-Direktion zu lesen: „In mehreren Fällen gäbe es Vorwürfe, die als […] Mobbing oder Bossing qualifiziert werden könnten.“ Letztere Formulierung ist wohl für den Hugo.
- Kontaktanzeige des Jahres: „Da ich es mir finanziell erlauben kann, verreise ich gerne und mache auch viele Fernreisen. Aber es ist natürlich viel schöner mit einem netten Mann oder Frau in Bekleidung.“ (Rheinpfalz am Sonntag) – Das ist mehr als verständlich, zählen doch Nudisten-Reisen ans Nordkap oder nach Grönland eher zu den Ladenhütern.
- Hochsitz des Jahres: Über die Nachfolgesendung für „Im Zentrum“ (sie trägt den innovativen Titel „Das Gespräch“) war in der Krone zu lesen: „Diskutiert wird in Drehsesseln auf einem massiven Holztisch.“ Zu hoffen bleibt nur, dass weder dem neuen Sendeformat noch den hoch oben auf dem Tisch Sitzenden der Absturz droht.
- Abverkauf des Jahres: „Qualität deutlich reduziert“ (Plakat in einem Linzer Modegeschäft)
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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