Wenn der Bimbam Schlimmes verhindert
„Heiliger Bimbam!“, entfährt es der älteren Dame am Nebensitz, als das Flugzeug plötzlich durch ein paar heftige Turbulenzen rattert. Bevor sie zur Spucktüte (vormals Speibsackerl) greift, sucht sie bei ihrem Nachbarn Ablenkung. „Wissen Sie zufällig, wieso man das so sagt?“ Um nicht selbst in Turbulenzen zu kommen, kramt der Nachbar (es handelt sich um den Wortklauber) angestrengt in seinem Gedächtnis. Ahmt „bim-bam“ nicht das Läuten von Kirchenglocken, genauer gesagt das Wechselspiel eines hohen und eines tiefen Glockentones, nach? Wer also „Heiliger Bimbam!“ ruft, fleht zwar nicht, wie früher in Notfällen üblich, einen bestimmten Heiligen um Beistand an – dafür aber, quasi stellvertretend, das Geläute einer Kirche. Geholfen hat der heilige Bimbam der Dame übrigens tatsächlich – sie konnte das genannte Säckchen bis zur Landung unbenützt lassen.
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Unlängst wurde an dieser Stelle über einen rätselhaften Menüpunkt auf der Website des Serviceportals des Bundes berichtet („Ausgetretenen Self-Service“). Nun wurde dem Wortklauber von berufener Stelle Folgendes mitgeteilt: „Derzeit haben ausgetretene Mitarbeiter/innen ab dem Zeitpunkt ihres Ausscheidens keine Möglichkeit mehr ihre Entgeltnachweise und Lohnzettel (L16) elektronisch im Serviceportal Bund abzufragen (…) Als Service für die Ausgetretenen haben ab sofort alle Ausgetretenen der Abrechnungskreise 91, 93 und 94 mit dem Status der Beschäftigung 0 „ausgetreten“ Zugriff auf ihre monatlichen und jährlichen Gehaltsinformationen im neuen Ausgetretenen Self-Service (kurz: ASS).“ – Pulitzerpreis-verdächtig ist der Text zwar nicht, aber immerhin erfahren wir viel über das Austreten und Ausscheiden. Aber Achtung: Englische Native Speaker könnten die Abkürzung für den neuen „Ausgetretenen Self-Service“ möglicherweise auch anders interpretieren. Der Kontext passt ja.
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Fundstück der Woche: „Für Stimmung sorgte S.HO. mit zünftiger Musik. (…) Die Kellnerinnen legten mit einer spontanen Bolognese-Einlage nach und heizten das Zelt zusätzlich ein.“ (Die Bezirkszeitung Lilienfeld über eine Veranstaltung in Traisen). – Hoffentlich sorgte das Sugo bei dieser neuartigen Tanzeinlage nicht für rote Flecken auf den Roben.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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Am Freitag, 12. Dezember um 18.30 stellt der Autor sein neues Buch „Wortklauberei 2“ mit 50 weiteren Kolumnen (erschienen im Seifert Verlag) in der Buchhandlung Thalia Wien Mitte (1030, Landstraßer Hauptstraße 2) vor. Einleitende Worte wird KURIER-Herausgeberin Martina Salomon sprechen.
"Wortklauberei - 250 neue Folgen aus der erfolgreichen KURIER-Kolumne" von Wolfram Kautzky. Seifert Verlag. 20 Euro.
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