Von Pönalen, Penaltys und Peinlichkeiten

Wolfram Kautzky
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Die vergangene Woche hatte für unsere Lieblingsnachbarn einiges zu bieten. Am Dienstag zunächst einmal das Schlagerspiel gegen Österreich: Dank der Protagonisten Alexander und Xaver mutierte es zum Schlager-Spiel, zumal die deutsche (Kevin) Trapp-Familie nicht in Höchstform agierte und der Spruch „Mens sana in corpore Sané“ von Letzterem durch seinen Ausraster eindrucksvoll widerlegt wurde. Deutsche Medien sprachen sogar von einer „peinlichen Vorstellung“ ihrer Kicker (was im Übrigen auch für ORF-Kommentator Thomas König gilt, der etwas von der „Notschlachtung der Deutschen“ daherfabulierte).

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Interessant ist jedenfalls die Herkunft des Wortes „peinlich“. Unter der Pein versteht man ja üblicherweise eine Qual – peinlich ist demnach alles, was Qualen bereitet. Das Wort steht in Zusammenhang mit dem lateinischen Wort poena („Strafe, Buße, Kummer“), wovon das Fremdwort Pönale („Strafgeld“) abgeleitet ist, ebenso wie der englische Ausdruck für den Elfmeter: penalty („Strafstoß“). Auch das Adjektiv „verpönt“ geht auf dieselbe Wurzel zurück: Eine verpönte (eigentlich: „unter Strafe gestellte“) Äußerung ist unerwünscht und wird von der Allgemeinheit abgelehnt.

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Womit wir beim zweiten deutschen Großereignis der letzten Woche wären: Thomas Gottschalks allerletzter „Wetten, dass..?“-Show. Der Moderator, der zuvor die Rapperin Shirin David auf die Schaufel genommen hatte, begründete am Schluss der Sendung seinen endgültigen Abschied so: „Ich habe im Fernsehen immer dasselbe gesagt wie zu Hause auch, aber inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen […]. Bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt, du hast wieder einen Shitstorm hergelabert, dann sag’ ich lieber gar nix mehr.“ Schade eigentlich, meint ihr Wortklauber. Er wird den Moderator, dem stets der zweite Teil des Familiennamens im Nacken saß, vermissen. Auch wenn seine flotten Sprüche gelegentlich peinlich waren.

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Fundstück der Woche: „1-stündige Rundfahrt mit Glühwein, Ausklang liegend im Hafen bis 21 Uhr.“ (Aus einer Broschüre der Bodenseeschifffahrt)

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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